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    Angelo Soliman

    Ein Afrikaner in Wien

    29. September 2011 – 29. Januar 2012

    Angelo Soliman

    Ein Afrikaner in Wien

    29. September 2011 – 29. Januar 2012
  • Angelo Soliman (um 1721 – 1796)

    Die Geschichte des "fürstlichen Hofmohren" Angelo Soliman ist Teil der Wiener Stadtmythologie, nicht zuletzt durch die Schändung und Präparierung seiner Leiche für das kaiserliche Naturalienkabinett: Ein Mann mit außergewöhnlicher Karriere im aufgeklärten Wien wurde im Museum als halbnackter "Wilder" mit Federn und Muschelkette präsentiert.

    Kammerdiener und Freimaurer

    Um 1721 in Afrika geboren, wurde Soliman als Kindersklave nach Sizilien verkauft und kam als Diener, Soldat und enger Vertrauter zunächst in den Dienst von Feldmarschall Lobkowitz. Ab 1753 lebte er in Wien, wo er im Hofstaat der Fürsten Liechtenstein eine wichtige Rolle spielte – als Kammerdiener und Erzieher der Fürstenkinder, aber auch als exotisches "Prunkstück" für höfische Repräsentation. Gegen den Willen des Fürsten heiratete er und lebte einige Jahre als Privatier und Hausbesitzer in der Vorstadt. Als Freimaurer war Soliman auch mit Mozart und bedeutenden Wissenschaftlern in Kontakt. Nach orientalischem Geschmack gekleidet, war er eine bekannte und geschätzte Wiener Persönlichkeit.

    Emanzipation und Anpassung

    Soliman ist der erste nichteuropäische Zuwanderer in Wien, dessen Leben ausreichend dokumentiert ist, um ihn als Person zu erschließen. Doch die Grenze zwischen belegbaren Fakten und anekdotischer Überlieferung sind fließend. Soliman bleibt Projektionsfläche, je nach Perspektive der Betrachtung: Er ist Kuriosum und erfolgreicher Migrant, ewiger Sklave und bürgerlicher Aufsteiger, Vorbild und Märtyrer. In seiner Biografie sind Emanzipation und Zwangsassimilierung eng miteinander verwoben.

    Legenden und Stereotypen

    Neben der Biografie von Angelo Soliman und deren historischem Umfeld behandelt die Ausstellung auch die Rezeptionsgeschichte: Idyllische Einordnungen ins alte Wien finden sich ebenso wie phantasievolle Variationen von Musil oder Herzmanovsky-Orlando und antirassistische Kritik der Legendenbildung um den prominenten Afro-Österreicher. Ein weiteres Thema ist die Fortschreibung von Afrikaner-Stereotypen und latentem Rassismus bis heute. Den Abschluss bilden Video-Statements von heute in Wien lebenden Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund.

    Kurator:in:
    Philipp Blom, Eva-Maria Orosz

    Ausstellungsarchitektur:
    Luigi Blau mit Fartak Kathibi

    Grafik:
    Haller & Haller

  • „An exeptional life, an ignominious death"
    The Economist


  • „Das Wien Museum beleuchtet ein denkwürdiges Schicksal"
    Salzburger Nachrichten


  • „Angelo Soliman als Projektionsfigur einer erfolgreichen Assimilationsgeschichte, bekannteste Figur Schwarzer Geschichte Wiens und Anlass zu musealer Auseinandersetzung mit kolonialer Geschichte"
    Unique


  • „Das Wien Museum zeichnet das Leben des berühmten afrikanischstämmigen Wieners in einer Sonderausstellung nach und erklärt die Entstehung des Mythos um den «Wiener Hofmoren»."
    Neue Zürcher Zeitung


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