Angewandte Kunst

Die Sammlung angewandter Kunst im Wien Museum umfasst Objekte des Kunsthandwerks, der Kunstindustrie und des Designs. Zu den ältesten Objekten gehören die bedeutenden mittelalterlichen Glasmalereien aus dem Chor von St. Stephan (um 1340) und das zweite „Habsburgerfenster“ aus der Bartholomäuskapelle (um 1380) von St. Stephan. Die Schwerpunkte der nach Materialien (Glas, Keramik, Metall, Porzellan, Varia) geordneten Sammlung konzentrieren sich auf die Epoche des Biedermeier, die Wiener Moderne und die 1920er- und 1930er-Jahre. Privatsammlungen von Alfred Ritter von Franck, Karl Mayer und Albert Figdor sowie umfangreiche Ankäufe aus der Wiener Werkstätte und der Manufaktur Goldscheider bilden den Grundstock der Sammlung, die laufend um Einzelerwerbungen ergänzt wird.

Die Porzellansammlung umfasst bedeutende Arbeiten der „Wiener Porzellanmanufaktur“ (1718–1864) und ihrer Nachfolgerin, der 1923 eröffneten „Wiener Porzellanmanufaktur Augarten“. Seltene Arbeiten aus der Frühzeit der Manufaktur sind hier ebenso erhalten wie wichtige Werke aus der klassizistischen „Sorgenthal-Periode“.

Mit transparenter Emailfarbe bemalte „Ranftbecher“ – sich nach oben verbreiternde Gläser mit einem leicht vorstehenden Bodenrand, dem „Ranft“ – von Gottlob Samuel Mohn und Anton Kothgasser zählen zu den herausragenden Arbeiten des Kunsthandwerks im Biedermeier. Die Motive der Malereien umfassen Regentenporträts, Ansichten von Wiener Plätzen und Gebäuden sowie Blumen; so genannte Freundschafts- und Erinnerungsgläser wurden auch mit Sinnsprüchen ausgestattet.

Einen wichtigen Schwerpunkt der Keramiksammlung bilden rund 500 Figuren und Gefäße der Manufaktur Goldscheider (1885–1953). Die seriell hergestellten Figuren spiegeln den populären Zeitgeschmack vom Historismus bis in die 1960er-Jahre wider. Unter ihnen befinden sich berühmte Objekte wie „Der gefangene Vogel“ von Josef Lorenzl und „Der Modehund“ von Ida Meisinger sowie Keramiken von Arthur Strasser, Stefan Dakon oder Rudolf Knörlein. 

Bedeutend ist der Bestand zur Wiener Werkstätte (1903–1932), die von Josef Hoffmann, Koloman Moser und Fritz Waerndorfer gegründet wurde. Anknüpfend an alte Handwerkstraditionen und die Arts and Crafts-Bewegung entwickelte sie eine moderne Wiener Formensprache von internationalem Ansehen. Besonders hervorzuheben sind hier vor allem Silberobjekte von Josef Hoffmann, Koloman Moser und Dagobert Peche sowie Keramiken von Michael Powolny, Berthold Löffler, Vally Wieselthier und Kitty Rix. 

Mit Arbeiten von Carl Auböck (1900–1957) verfügt die Sammlung über einen wichtigen Bestand von Designobjekten der 1920er- bis 1950er-Jahre. Aus den Sammlungen zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ragt das Archiv der 1971 gegründeten Section N – Wiens erster Concept Store – heraus. Die Fotografien, Porträts, Plakate, Bücher und Designobjekte aus dem einstigen Sortiment erzählen von einer Wiener Kultur der 1970er- und 1980er-Jahre, in der Wiener Tradition, internationale Avantgarde und zeitgenössische Gestaltung aufeinandertrafen.

Kontakt

© 2025 Wien Museum
Österreichisches Umweltzeichen - Grünes Museum