Anneliese Schrenk
66
21. Dezember 2011 – 19. Februar 2012
Anneliese Schrenk
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Zunächst sieht es einmal so aus, als würde Anneliese Schrenk der Farbfeldmalerei und dem all-over den Vorzug geben, sich einreihend in die grosse jüngere Geschichte der amerikanischen Abstraktion und ihrer post-suprematistischen Absichten, eine Art screen herstellen. Nicht nur die eher grossformatigen Bilder, auch die kleineren Arbeiten zeigen auf den ersten Blick diese Tendenz. Da würde es dann um eine Bildauffassung gehen, die auf die wahrnehmungssteigernden Wirkungen der Bild-Evakuation setzen, also auf eine Form der Wahrnehmung der Wahrnehmung in einem noetischen, bewusstseinslogisch akzentuierten Akt. Man könnte also meinen, dass Anneliese Schrenk sich auf den Standpunkt einer bis zum Äußersten getriebenen Abstraktion gestellt hätte, auf welchem ihre Bilder dann den Anspruch haben, den auch die american expressionists verfolgt haben: nämlich ein transzendentales, Welt übersteigendes Satori zu erzeugen. Nun ist dem aber nicht so. Indem Anneliese Schrenk den Träger gewechselt hat, einen anderen Bildträger eingeführt hat, ereignet sich in dieser nun schon seit Längerem wie ein geölter Blitz dahinlaufenden Bildlogik des Abstraktionismus eine Schubumkehr. Die Malhaut, wie das so schön im übertragenen Sinne heißt, wird von ihr buchstäblich aufgefasst, was die Metapher auf den Kopf stellt. Sie macht abstrakte Bilder aus Häuten, aus dicken, gegerbten Rinderhäuten, auf denen sich zart die Narben, die Verdickungen, die Meridiane der lebenden Körper noch sehen lassen. Es ist wie Kurzschluss, der die weltferne Extravaganz der Abstraktion mit einem Knall umkehrt und auf dem Rücken eines toten Tieres befestigt. Der Keilrahmen erhält im Zuge dieser Brutalisierung (brutus = (wildes) Tier) die Funktion eines Knochengerüstes zugeteilt, wie überhaupt auf die denkbar direkteste Weise die Malerei zerlegt und in die Kategorien einer Lebendigkeit zurückgeschaufelt wird, an die sie sich gerade selbst kaum mehr zu erinnern schien. Dass also das Bild notwendig eine Abkopplung vom Reich des Körpers darstellt – derlei mag vor Anneliese Schrenks Intervention gegolten haben. Die Gewalt, die in diesen Bildern präsent ist, erklärt noch einmal denen, die sich durch das erste Kapitel der Lehre des Wiener Aktionismus noch nicht haben beeindrucken lassen, dass die Kunst eine Aktion einschliesst, die durch Zerstörung hervorbringt.
Elisabeth von Samsonow
Kurzbiographie
Anneliese Schrenk geboren 1974 in Weiz, A | 2002–2009 Akademie der bildenden Künste Wien bei Gunter Damisch (2002–2009), Veronika Dirnhofer (2003–2009) und Otto Zitko ( 2007)
Ausstellungen (Auswahl)
2011 „LOuVrE“, Projekt-Love, Wien | „1+1+1=1“, Minoritengalerien, Graz | „where black is the color and none is the number“, Graf-Starhemberg Gasse 3, Wien | „Anneliese Schrenk“, Jesuitenfoyer, Wien | 2010 „EX-HABITED“, Magazin, Wien | „Auszug 2010“, Eva Beresin, Wien | 2009 „Abschlussarbeiten 09“, Akademie der bildenden Künste, Wien | „Empfindung oder in der Nähe der Fehler liegen die Wirkungen“, Augarten Contemporary, Wien
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