Arik Brauer 70
10. Dezember 1998 – 17. Januar 1999
Arik Brauer 70
Arik Brauer zählt als Mitbegründer der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit einer groß angelegten Ausstellung würdigt nun das Historische Museum der Stadt Wien das Werk dieses Künstlers, der im Jänner 1999 seinen 70. Geburtstag feiern wird. Der Vielfalt seines künstlerischen Schaffens Rechnung tragend, sind neben zahlreichen Gemälden auch Graphiken, Kleinplastiken und Modelle seiner architektonischen Arbeiten zu sehen. Da der Schwerpunkt der Personale auf dem Schaffen der letzten zehn Jahre liegt, und vorwiegend Werke aus dem Privatbesitz des Künstlers gezeigt werden, haben die Besucher die besondere Gelegenheit, noch wenig bekannte Arbeiten Brauers kennen zu lernen.
"Die Bilder meiner Phantasie wollte ich auf der Fläche erscheinen sehen, und zwar so fein und überzeugend gemalt, dass der Beschauer an ihre Wirklichkeit glauben musste.“ Arik Brauer fühlte sich von Beginn an einer realistischen, seine inneren Traumwelten sichtbar machenden Malerei verpflichtet. Gemeinsam mit Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Ernst Fuchs und Anton Lehmden begründete er in den späten vierziger Jahren in Wien die Malerei des Phantastischen Realismus, in der sich magische, symbolhafte Motivik mit detailgenauer zeichnerischer Wiedergabe verbanden. Waren Brauers früheste Arbeiten von den Bildern Brueghels beeinflusst, so bewirkte ab ca. 1960 vor allem das Erleben Israels eine farbige Intensivierung seiner Kunst hin zu einer fast glühenden Farbigkeit. Darüber hinaus inspirierte ihn die märchenhafte Motivwelt persischer und indischer Miniaturen zu seinen detailreichen und farbenprächtigen Szenerien. Seit dem Ende der siebziger Jahre verleiht eine zunehmend malerisch-weiche Formverschleierung seinen Arbeiten einen stark traumhaft visionären Charakter.
Thematisch ist für Brauer, der seit 1964 in Ein Hod (Israel) und in Wien lebt, die Beschäftigung mit der jüdischen Kultur zentrales Anliegen seiner Kunst. Zum einen spiegeln die Bilder das pazifistische Denken des Künstlers wieder. Friedvolle Alltagsszenen, mythische und allegorische Figuren in paradiesischen Landschaften, beschwören eine heile, unberührte Welt, andererseits findet man aber auch die engagierte Auseinandersetzung mit der Bedrohung der Zivilisation durch Krieg und Zerstörung.
Brauers äußerst kreatives Multitalent offenbart sich aber nicht nur in seiner Arbeit als Maler, Graphiker, Plastiker, Bühnenbildner, Gestalter von Mosaiken und Häusern sondern auch in seiner Tätigkeit als Tänzer, Musiker, Komponist, Sänger und Autor von Hörspielen. In seiner Kunst offenbart sich mehr und mehr das Ziel einer Erweiterung und Verschmelzung der Medien, etwa im Singspiel und Bühnenbild oder in seiner aktuellen Arbeit der Gestaltung eines großen Mosaikzyklus für einen Gebäudekomplex in Israel.
Ab den frühen achtziger Jahren war Brauer auch als Lehrer tätig. 1982 und 1983 unterrichtete er als Gastprofessor an der Sommerakademie Salzburg und von 1986 bis 1997 als ordentlicher Hochschulprofessor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.