Die ersten freien Wahlen zum Wiener Gemeinderat im Mai 1919 bringen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei die absolute Mehrheit. Ein international viel beachtetes, von seinen Gegnern heftig bekämpftes soziales, kulturelles und pädagogisches Reformprojekt beginnt, das eine tief greifende Verbesserung der Lebensbedingungen der ArbeiterInnen und eine Demokratisierung aller Lebensbereiche anstrebt.
Die Ausgangslage nach dem Ersten Weltkrieg ist katastrophal. Wien ist die Krisenstadt des Kontinents. Zur ersten Herausforderung wird die Wohnungsfrage. Auf der Grundlage einer revolutionären Fiskalpolitik („Luxussteuern“) werden bis 1934 mehr als 60.000 Wohnungen sowie zahlreiche Sozial, Gesundheits, Freizeit, Bildungs und Kultureinrichtungen geschaffen.
„Wie leben?“ wird im Roten Wien mit hoher Intensität debattiert. Das betrifft alle Bereiche des täglichen Lebens: die Rollen von Frauen und Männern, die Betreuung und Ausbildung der Kinder, die Gestaltung der Freizeit, das Einrichten der Wohnungen, die Verteilung der häuslichen Arbeit, den Umgang mit Körper und Tod, die Aufgaben von Kunst und Kultur.
Die Ausstellung im MUSA wird durch mehr als ein Dutzend Orte in der Stadt erweitert. Diese „begehbaren Objekte“ mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten werden temporär für das Publikum zugänglich gemacht und beziehen das reiche architektonische Erbe des Roten Wien mit ein, das sich als gebaute Utopie nachhaltig in die Stadt eingeschrieben hat.
Kurator:innen:
Werner Michael Schwarz, Elke Wikidal (Wien Museum), Georg Spitaler (VGA)
Kuratorisches Team:
Christian Dewald, Veronika Duma, Berthold Ecker, Wolfgang Fichna, Bernhard Hachleitner, Marion Krammer, Katrin Pilz, Georg Vasold, Gernot Waldner, Susanne Winkler, Marie-Noëlle Yazdanpanah
Ausstellungsarchitektur:
Thomas Hamann
Ausstellungsgrafik:
Olaf Osten
Ergänzend zur Ausstellung im MUSA ist bis März 2020 die Ausstellung „Geschichte und Gegenwart von ISOTYPE“ im Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum zu sehen. Sie thematisiert die „Wiener Methode der Bildstatistik“, die vom Team rund um Otto Neurath entwickelt wurde. Gezeigt werden Teile der Sammlung des Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums, Bildstatistiken, Broschüren, Fotos sowie der Atlas „Gesellschaft und Wirtschaft“ und Leihgaben von Original-Tafeln aus der Zwischenkriegszeit.
Weitere Informationen zum Rahmenprogramm finden Sie unter www.wirtschaftsmuseum.at