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    Engelhauch und Sternenglanz

    Advent- und Weihnachtskalendarium aus Wien

    16. November 2000 – 14. Januar 2001

    Engelhauch und Sternenglanz

    Advent- und Weihnachtskalendarium aus Wien

    16. November 2000 – 14. Januar 2001
  • Weihnachten in Wien seinerzeit und heute: das sind Bilder von den ersten Christbäumen, die vorerst zum Nikolausfest auf den Tisch gestellt wurden; vom großen Wiener Christkindlmarkt, der an mehr als einem halben Dutzend Plätzen bzw. Straßen in Szene gegangen ist; das sind Ausstellungsstücke, die die wechselnden Vorlieben für den Christbaumschmuck vor Augen führen; das sind Erzählungen, über Geschenke in früherer Zeit, über Bräuche und familiäre Gewohnheiten; oder Berichte, die Einblicke in das Weihnachtsfest der wohlhabenden wie auch der ärmsten Bevölkerung gewähren.

    Diese Ausstellung entstand auf Anregung der Wienerin Elfriede Kreuzberger, die eine besonders umfangreiche Sammlung von Christbaumschmuck besitzt. So sind auch über 1000 Stück aus ihrem Besitz zu bewundern, die aus verschiedenen Materialen bestehen; der Großteil der seltenen Objekte stammt aus dem Zeitraum von 1880 bis 1930. Die meisten wurden in den Zentren der Christbaumschmuckerzeugung wie Lauscha in Thüringen undGablonz in Nordböhmen erzeugt. In beiden Orten hatte sich der Christbaumschmuck als Randprodukt des Glasgewerbes entwickelt. Die Vorliebe der Ringstraßenzeit für Pracht und Fülle führte zu einem "Boom" des Christbaumschmuckes, der in Wien aus diesen Zentren eingeführt und hier vertrieben wurde. Diese Stücke aus Glas sind von großer Schönheit, spezielle Versilberungstechniken brachten ab 1870 einen besonderen Schimmer. Ende des neunzehnten Jahrhunderts war durch die sogenannten "Formkugeln" - das erhitzte Glasrohr wurde in eine Gips- oder Biskuitporzellanform eingelegt und dann Luft in die Form geblasen - der Weg für eine enorme Formenvielfalt gegeben. Aus dem dünnwandigen Glas wurden dann Häuschen, Trompeten, Waldvögelein, Früchte, Glocken und vieles mehr hergestellt. Die Formen wurden auch bemalt, meist mit Anilinfarben, denen als Klebemittel Gelatine zugesetzt wurde. Besondere Effekte wurden noch erzielt, indem Stücke mit einer reinen Gelatinelösung bestrichen und mit Glasstaub bestreut oder mit winzigen kleinen Glasperlen - "venezianischem Tau" - verziert wurden. Doch auch Schmuck aus der Hausindustrie aus Sachsen und Thüringen, der aus Watte, Papiermache und Papierkrepp erzeugt wurde, ist zu sehen.

    Die Bereitwilligkeit und freundliche Unterstützung anderer Leihgeber hat dazu beigetragen, dass eine große Vielfalt des Baumbehangs - bis zur köstlichen gestalteten Windbäckerei aus den fünfziger Jahren der Café-Konditorei Heiner - zu sehen ist. Aber auch Adventkalender oder Glückwunschkarten, Kochbücher und vieles mehr kommen aus privaten wie auch aus öffentlichen Sammlungen.

    Kindertraum vom Wunderbaum
    Am Beginn der Ausstellung steht ein "Christbaum 2000", den Kinder aus dem 2. Wiener Gemeindebezirk für die Ausstellung mit selbst erdachtem und gemachtem Schmuck behängt haben. Jedes Stück ist individuell, und doch folgt es - trotz Ankündigungen von Pokèmon & Co. - dem weihnachtlichen Formenschatz wie Engeln, Sternen und phantasievollen Gebilden. Die Freude an einem besonderen Gaben- und Lichterbaum ist auch heute bei den Kindern ungebrochen, obwohl manche Zeitgenossen Unbehagen an Weihnachten finden und die Flucht in eine Art "Anti-Weihnachten" antreten. Der "Kindertraum" vom Wunderbaum hat eine lange Geschichte, die kleinräumig sehr unterschiedlich ist. Auch Wien weist eine lokalhistorisch spezifische Entwicklung auf, wurde doch in der Residenzstadt sehr unterschiedlich gefeiert. So gab es z.B. Ende des 18. Jahrhunderts ein Lichterbäumchen, das der heilige Nikolaus als Maskengestalt zu den bürgerlichen Kindern brachte. Zur Biedermeierzeit wurde in adeligen und reichen Haushalten zu Weihnachten ein Christbaum aufgestellt, zu dem große Gesellschaften geladen wurden. Am Ende dieses biedermeierlichen Events wurde dann der Baum noch am selben Weihnachtsabend mit all seinen Gaben und Bonbons abgeräumt. Zur gleichen Zeit "legte" das Christkind den ärmeren Kindern ähnlich dem Nikolausbrauch zwischen den Fenstern eine Kleinigkeit ein.

    Dieses komplexe Geschehen der unterschiedlichsten Beschertermine im Advent bis zu Neujahr versucht die Ausstellung in verschieden aufgesplitterten Themenbereichen abzuhandeln. Termine mit Lichtern und grünen Zweigen bestimmen wiederum den ganzen Dezember bis Januar und finden ihren Höhepunkt im weihnachtlichen Lichterbaum. In Form eines Kalendariums werden - meist abgestimmt auf den jeweiligen Tagesheiligen - die Themen wie Adventkalender, Weihnachtsgrün, Christbaumschmuck und vieles mehr aufgegriffen. Auch gibt es Tipps für alte Bräuche und Anregungen aus historischen Kochbüchern.

    Die Installationen in der Ausstellung "Großer Adventkalender" und "Christbaumschmuck" stammen von Frau Mag. art. Veronika Kyral. 

    Zu der Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Begleitband, 152 Seiten.

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