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Ehedem als „Schleifen“ bezeichnet, lässt sich das Eislaufen in Wien bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Erst mit der Anlage des Wiener Neustädter Kanalhafens am Glacis fand es aber 1803 seinen idealen Ort in der Stadt und kam richtiggehend in Mode. In der Stadterkundung werden wir diesem Epizentrum des Wiener Eistreibens und seinen Verwandlungen nachspüren.
Das Hafenbecken, gelegen an der Stelle des heutigen Bahnhofs Wien Mitte, war zentral, geräumig und auf Grund seiner geringen Strömung und seines stabilen Wasserstands auch schon früher im Jahr zugefroren als die für diese Zwecke ebenfalls beliebten Donauarme im Prater oder der bei der Stubentorbrücke aufgestaute Wienfluss. Sportfreunde sorgten für die Eisbahn, die jedermann umsonst benutzen konnte. Auch Sesselschlitten und ein Eisringelspiel gab es zur Belustigung der Sportler auf dem Hafen.
Mit der Auflassung des Hafenbeckens fiel 1849 dieses Zentrum des biedermeierlichen Wintersports fort. Erst die Dezemberverfassung 1867 brachte schließlich Vereinsfreiheit, und noch im selben Jahr konstituierte sich der Wiener Eislaufverein (WEV). Wohl nicht ganz zufällig wurde genau am Ort des zugeschütteten Kanalhafens eine Fläche für einen „Natureislaufplatz“ gepachtet. Um an den witterungsabhängigen „Schleiftagen“ möglichst gutes Eis zu sichern, diversifizierten die experimentierfreudigen Sportsfreunde des WEV ihre Infrastruktur und bezogen Wasser aus mehreren Quellen: dem Wiener Neustädter Kanal, dem Wienfluss und ab 1873 aus der neuen Hochquellenleitung.
1901 musste der Eislaufverein aufgrund von Wienflussregulierung und Stadtbahnbau auf den nahegelegenen Heumarkt übersiedeln. Die Zeit des Natureises war bald vorüber - 1912 eröffnete man eine ausgedehnte Kunsteisbahn, die Jahrzehnte lang als die größte der Welt galt. Das bange Hoffen auf dauerhaften Frost und das möglichst rasche „Hervorzaubern“ einer glatten Eisfläche gehörten der Vergangenheit an, aber man war nun abhängig von Elektrizität, Ammoniak-Kompressoren, Solepumpen etc. Obwohl – oder gerade weil? – die frei zugänglichen Gewässer in Stadtnähe bereits weitgehend verbaut oder verschwunden waren, wurde das Eislaufen um die Jahrhundertwende endgültig zu einem bedeutenden Teil der popularen Freizeitkultur Wiens.
Im Zuge der Stadterkundung werden wir vom ehemaligen Hafenbecken (Bf Wien Mitte) bis zum Eislaufverein am Heumarkt spazieren und 220 Jahre Eislauf- und Stadtbaugeschichte Revue passieren lassen.
Hinweis Ticket erforderlich
Dauer ca. 80 Minuten
Guide Friedrich Hauer, Stadtmorphologe und Umwelthistoriker
Kosten € 15,00
Treffpunkt Große Ungarbrücke, Abgang Bahnhof Wien Mitte, 1030 Wien
Anfahrt
Öffentliche Verkehrsmittel
Auf Google Maps zeigen
Abbildung
Schlittschuhlaufen am Kanalhafen, kolorierte Lithografie, undatiert, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum