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    Hans Makart (1840 - 1884)

    Malerfürst

    14. Oktober 2000 – 16. April 2001

    Hans Makart (1840 - 1884)

    Malerfürst

    14. Oktober 2000 – 16. April 2001
  • Hans Makart und die Hermesvilla
    Mit der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten bedient sich das Historische Museum der Stadt Wien des idealen Ortes für eine Makart-Ausstellung. In der Privatvilla Kaiserin Elisabeths kamen jene drei Künstler zum Zuge, die der Kaiser am meisten schätzte: Karl von Hasenauer als Architekt, Viktor Tilgner als Bildhauer - und Hans Makart als Maler. Das Schlafzimmer Elisabeths, für das der Künstler 1882 den Entwurf schuf, ist ein Denkmal der Ausstattungskunst der Makartzeit. 

    In diesem Ambiente der Hermesvilla werden die wichtigsten Themen und bedeutende Schlüsselwerke seines Schaffens präsentiert. 

    Der Malerfürst
    Die Bilder verdeutlichen, weshalb es Makart gelang, zum namengebenden Idol einer Epoche zu werden. In Salzburg in bescheidenen Verhältnissen geboren, führte Makarts Weg zunächst nach München zum berühmten Historienmaler Karl von Piloty. Als sein Stern als eigenständiger Maler aufging und er in München erste Triumphe feierte, wurde der Wiener Hof auf ihn aufmerksam und Kaiser Franz Josef I. holte das junge Genie nach Wien.

    Über ein Jahrzehnt lang hielt er hier das Publikum in Atem. Die glühende Sinnlichkeit seiner Farben, seine Selbstdarstellung als Malerfürst, sein beherrschender Einfluss auf Wohnstil und Mode blieben beispiellos. Makarts berühmtes Atelier, in dem auch prunkvolle Kostümfeste stattfanden, wurde eine Hauptattraktion Wiens, in der Besucher aus aller Welt ein- und ausgingen. Sogar Kaiserin Elisabeth suchte den Maler in seinem Atelier auf. Trotz großer öffentlicher Erfolge und eines intensiven Gesellschaftslebens legte Makart jedoch nie seine extreme Schüchternheit und die damit verbundene sprichwörtliche Schweigsamkeit ab. 

    Die Wiener Gesellschaft nahm sich Makarts Atelier zum Vorbild und ließ ihre herrschaftlichen Wohnungen in den neuen Wohnpalästen an der Ringstraße von ihm ausstatten. Bedauerlicherweise hat sich keines dieser Ensembles am originalen Ort erhalten. Für die Ausstellung wurden dennoch einige dieser wichtigen Ausstattungsbilder zusammengetragen, um die Atmosphäre der damaligen Wohnkultur aufleben zu lassen.

    Theater
    Als Ausstattungskünstler bewährte sich Makart auch bei zwei Wiener Theaterbauten an der Ringstraße, dem Wiener Stadttheater (Ronacher) und der Komischen Oper (Ringtheater). Für sie schuf Makart die Bühnenvorhänge, die nur mehr in Entwürfen erhalten sind. Sein Interesse am zeitgenössischen Musiktheater stellte er darüber hinaus durch eine Reihe von Bildern, in denen er Szenen aus Richard Wagners "Ring des Nibelungen" malte, unter Beweis. Auch zu Wiens größter Heroine, der Burgschauspielerin Charlotte Wolter pflegte Makart engen freundschaftlichen Kontakt und malte sie in ihrer berühmten Rolle als "Messalina".

    Sensationsbilder
    Einer der Höhepunkte der Wiener Weltausstellung 1873 war die theatralisch inszenierte Präsentation von Makarts Monumentalgemälde "Venedig huldigt Caterina Cornaro" im Künstlerhaus am Karlsplatz. Das Publikum, fasziniert von der Größe und der üppigen Choreographie dieser Historienbilder, verlangte nach immer neuen "Sensationsgemälden". Makart, aber auch andere Maler der Epoche befriedigten dieses Bedürfnis. Durch die Vermittlung von Kunsthändlern wurden die Bilder quer durch Europa und bis nach Amerika geschickt und in den wichtigsten Metropolen gezeigt. Kunst und Kommerz gingen hier eine enge Beziehung ein.

    Ägypten
    Im Winter 1875/76 weilte Makart mit Künstlerkollegen in Ägypten. Seit jeher hatte der Orient einen besonderen Reiz auf Europa ausgeübt, im 19. Jahrhundert erlebte die Orientmode ihren Höhepunkt. Der Besuch des Landes am Nil war geradezu ein "Muss" für die Künstler, die mit solchen Bildern beste Kunstmarktpreise erzielten. Makart ging es in seiner Serie von Ägyptenbildern, die er schon vor dieser Reise begonnen hatte, kaum um die faszinierende Wirkung des südlichen Lichts, sondern um die exotische Ausstrahlung der zumeist weiblichen Modelle. 

    Damenporträts
    Unentwegt porträtierte Makart Wiens schönste Frauen der Aristokratie und des Großbürgertums. Maler und Objekt gingen hier eine unvergleichliche Symbiose ein. Gustav Klimt sollte auf Makarts Vorbild aufbauen. Die Damen präsentierten sich in blühender Schönheit, der Maler bettete sie kongenial in Farbe und Dekor und verwirklichte damit auch in dieser Bildaufgabe sein künstlerisches Ideal einer Welt des absolut Schönen. Im typischen "Makart-Porträt" weisen die oft skizzenhafte Großzügigkeit des Pinselstrichs und die besondere Ausdruckskraft der Farbe die Entwicklung zur Autonomie der Malerei.

    Der Festzug 1879
    1879 arrangierte Makart für die Stadt Wien ein lebendiges Prunkbild: Anlass zu diesem Festzug über den neuen Prachtboulevard der Ringstraße war die silberne Hochzeit von Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth. Traditionelle Gewerbe wie die Müller, Fleischhauer, Hafner, Glaser oder Goldschmiede und Vertreter neuer technischer Errungenschaften wie Eisenbahn und Dampfschifffahrt verbanden sich zu einem Triumphzug des selbstbewussten Bürgertums mit rund 14 000 Teilnehmern und 29 Festwägen. Alle waren in Kostüme der Renaissance oder der Rubenszeit gekleidet. Feinster Samt, in Wiens elegantesten Schneidersalons genäht, vermischte sich mit einfachen, aber ebenfalls raffiniert behandelten Theaterstoffen zu einem einmaligen Gesamtbild. Der 27. April 1879 war der äußerste Höhepunkt im Leben des Malers. 

    Künstlerschicksal
    Makart war zwei Mal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Amalie Roithmayr aus München, die bereits 1873 an einer Lungenkrankheit starb, stammten die Kinder Hans und Grete. 1881 vermählte er sich mit der Primaballerina Bertha Linda. Diese Verbindung wurde gesellschaftlich nicht akzeptiert.

    Makarts aufwendiger Lebensstil und seine persönliche Großzügigkeit führten dazu, dass sein gesamter Besitz unmittelbar nach seinem Tod, 1884, versteigert werden musste, um die noch unmündigen Kinder finanziell abzusichern.

    Kaiser Franz Josef I. hatte Makart nach Wien geholt, um die Neubauten der Ringstraße mit seiner Malerei auszustatten. Der frühe Tod des Künstlers mit nur 44 Jahren hat dies fast völlig vereitelt. Dennoch: Die nächste Generation mit Gustav Klimt an der Spitze baute auf Makarts Stil auf. Um 1900 wurde durch Ludwig Hevesi Makarts Stellung als Vorläufer der Wiener Secession festgeschrieben.

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