Jagdzeit
Österreichs Jagdgeschichte. Eine Pirsch
28. März 1996 – 16. Februar 1997
Jagdzeit
Österreichs Jagdgeschichte. Eine Pirsch
Die Ausstellung behandelt das Thema Jagd als Teil der Kulturgeschichte Österreichs. Alle Besucher sind auf eine historisch-kulturhistorische "Pirsch" eingeladen. Der Blick auf die Entwicklung der österreichischen Jagd und die Personen, die sie bis 1918 prägten, entspricht den Aufgaben eines Geschichtsmuseums. Das Ausstellungsgut wird als Produkt der jeweiligen Epoche und im Zusammenhang einer historischen Entwicklung wie auch jagdfachlich beschrieben. Ein Faktum kann aber eine Jagdausstellung nicht umsetzen: den dramatischen Moment der Jagd, der sich im Schuss offenbart, die Begegnung von Jäger und Wild, die in freier Natur stattfindet.
Die Themen: Prolog. Mythos und Sage. Jagd und Politik. "Jäger und Gejagte" - Jagdkunst. Wien als Jagdresidenz - Eine Spurenlese. Jagd im Barock - "Der Fürsten Jagdlust". Das Bild des Jägers - Der romantische Jäger, der Wilderer. Kaiserin Elisabeth - "Die Königin der Jagd". Jagdliche Wohn- und Tafelkultur. Kaiser Franz Joseph I. - "Der weidgerechte Jäger". "Mit Büchse und Feder" - Kronprinz Rudolph, Thronfolger Franz Ferdinand, der Berufsjäger Viktor Mittendorfer. "Se. Majestät Kaiser Franz Josef I. auf der Gemsjagd" (Film). Erste Internationale Jagd-Ausstellung 1910.
Die Repräsentationspflichten, die Rolle als Ehefrau und Mutter brachten Kaiserin Elisabeth keine Erfüllung. Auf der Suche nach Selbstverwirklichung wurden Pferde und Reiten zum wichtigsten Lebensinhalt. Zwischen 1872 und 1882 faszinierte sie die Hetzjagd hinter der Meute. Gödöllö in Ungarn, England und Irland boten ideale Bedingungen. Ihre Begleitung bestand aus den besten Reitern der Monarchie, des englischen und irischen Adels. Der Rausch des dahinjagenden Pferdepulks gab der alle Verletzungsgefahr missachtenden Kaiserin, zumindest für die Dauer der Jagdsaison, das Gefühl von Freiheit. Die eigene sportliche Hochleistung, die Anerkennung ihrer reiterischen Leistung, auch das Übertrumpfen ihrer Jagdgenossen motivierten sie zur Parforcejagd, die Tötung des gejagten Wildes nahm sie dabei in Kauf.
Fast alle Habsburger huldigten der Jagdpassion. Vor allem Kaiser Maximilian I., Erzherzog Johann und Kaiser Franz Joseph I. gelten als "große weidgerechte Jäger". Wie seine Vorfahren war er ein leidenschaftlicher Hochwildjäger. Seine bevorzugten Jagdreviere waren Bad Ischl und Umgebung, Eisenerz, Radmer, Mürzsteg, Neuberg, Göding in Mähren und Gödöllö bei Budapest. Am liebsten jagte der Kaiser mit Mitgliedern seiner Familie, während bei Jagdeinladungen an Zar Nikolaus II. von Rußland, Kaiser Wilhelm II. von Deutschland oder den Prince of Wales (König Eduard VII. von England) Weidwerk und Politik ineinander flossen. Je älter der Kaiser wurde, umso mehr verbreiteten sich Porträts, die ihn als volksnahen Landesvater in einfacher Jagdtracht zeigten. Sie waren scheinbare Gewähr seiner ungebrochenen Lebenskraft im Dienste der Monarchie.
Die Erinnerung an überstandene Gefahren und Jagdglück schufen den Wunsch nach bildlicher Wiedergabe der Jagderlebnisse. Alle Jagdbilder konfrontieren den Beschauer mit dem fundamentalen Thema der Natur und Mensch, Leben und Tod. Die Hetzjagden, Reiherbeizen, Hochwildjagden oder Tierkämpfe an den Wänden kaiserlicher und adeliger Schlösser inkludierten stets auch ein "Memento mori". Als schließlich das Bürgertum als Auftraggeber auftrat, beschäftigte sich auch die Genremalerei, romantisch bis ironisch, mit Themen des Jagdlebens. Franz Werner Tamm, Philipp Ferdinand de Hamilton, Friedrich Gauermann, Wilhelm Richter, Julius von Blaas, Franz von Pausinger sind die Hauptvertreter der Jagdmalerei in Österreich. Die große Produktion von Jagdgraphik im 19. Jahrhundert bezeugte eine Popularisierung des Themas. So ist Jagdkunst als Zeugnis weidmännischer Bestätigung immer auch ein Abbild der Gesellschaft.