Jean Pierre Cueto
Observer
24. Juli – 27. August 2015
Jean Pierre Cueto
Observer
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Jan van Eyck pflegte sich zu den Skizzen, die er für die Porträts von Würdenträgern in kurzen leibhaftigen Modellsitzungen anfertigen konnte, detaillierte Notizen zu machen. Diese erinnerten ihn an die spezifischen Lokalfarben, etwa den gelben Augenwinkel eines Klerikers, der Einzeln niemals sichtbar wird, den er aber in unzähligen Schritten einer planvollen Arbeit verwirklichen würde. Die Dramaturgie und die performative Kraft, die die Ölmalerei in diesem Aufbau aus ihren kognitiven Elementen erhält, wird in ihrer Sättigung sichtbar und in der Potenz, die sie trotz ihrer Unbewegtheit enthält. Als heiße Spielfläche semantischer Aktionen sind gemalte Bildebenen längst bekannt. Zur Teilnahme an diesen Aktionen zwingen die zeitlich saturierten und unbeweglichen Objekte, wenn sie über eine visuelle Deutlichkeit vermögen.
Wie agierende Requisiten, zugleich Bühnenbild und Dramaturgie einer Aufführung, strukturieren Jean Pierre Cuetos Ölmalereien auf Leinwand den Raum, in dem wir sie betrachten dürfen. Das gelingt durch eine semantische Regie, die sich auf die Glaubwürdigkeit ihrer Darsteller und deren Mittel stützen kann. Die Plausibilität eines klassischen Malaufbaus und die jeden Distanznahmeversuch überführenden Wirkungen ihrer illusionistischen Qualität sind ein festes Fundament, durch das die Leinwände uns zur Wahrnehmung ihrer Bewegungen zwingen. Die einzelnen, gemalten Agenten von Observer handeln an den Übergängen von Symbol und Lebendigkeit, sie lassen den physikalischen Raumbegriff als träge erscheinen und markieren Türschwellen zum erlebten Raum und zu anderen Räumen. Man with Blue Shirt, Man with Tie und der Observer sind dabei Cuetos Protagonisten der agierten Abbildung. Die eine echte philosophische Unordnung der Malerei in ihrem Verhältnis zur verbalen Beobachtung: die dreiteilende Grenze von formloser Materie, geformter Materie und unter ihrer Symbolform erstickten Materie ist bloß die Strecke der Spannung. Verblüffung und das Wundern sind die wirklicheren Kräfte dieser künstlerischen Strategie, die endlich einmal nicht Einsicht und Wort, schon gar nicht das des Künstlers, sondern eine visuelle Läuterung des erschöpften Bildersehens zur Wertgrundlage macht.
Burschi darf in dieser Anordnung die auratischen Wogen glätten.
Michael Brunne
Kurzbiographie
Jean Pierre Cueto geboren 1990 in Wien | seit 2012 Studium der bildenden Kunst, Akademie der bildenden Künste Wien (Hans Scheirl, Erwin Bohatsch, Silke Otto- Knapp)
Ausstellungen (Auswahl)
2015 „Where is the fish” – kuratiert von Jelena Micic´, Bildhauerstudios, Wien | „If and only If“, Akademie der bildenden Künste Wien | „You’ll find me on the stage tonight” – Performance, Café Lassa, Wien | 2014 „Hofburg: Ein Stück (Kunst-)Geschichte“, Red Carpet Showroom am Karlsplatz, Wien | „Selbstportrait 2014“, KMG Art Gallery, Wien | „Jedes Stück 1 Euro“, Lust Gallery, Wien | „DIORAMA“, Ubik Space, Wien | „Junge Kunst – Parcours 2014“, Brotfabrik, Wien | „Kunst im öffentlichen Raum in Lemberg mit Christian Murzek“, Lemberg (UKR) | „My hips are shy”, AA-Collections, Wien | „EXIT 2014: Fortsetzung folgt …“, Galerie Freifläche, Wien | 2013 „INS GRAUE, 24 FPS“, Schikaneder Kino, Wien | 2012 „Durch Ein Über Blick“, Galerie Freifläche, Wien
Kontakt:
jean.pierre.cueto@gmail.com | www.jean-pierre-cueto.com