Johann II. von und zu Liechtenstein
Ein Fürst beschenkt Wien 1894-1916
13. Februar – 22. Juni 2003
Johann II. von und zu Liechtenstein
Ein Fürst beschenkt Wien 1894-1916
Zwischen 1894 und 1916 schenkte Johann II. von und zu Liechtenstein der Stadt Wien über 80 Ölbilder, knapp 30 Graphiken und 350 Architekturfotografien. Die kulturhistorische Bedeutung dieser Schenkungen auf das damals noch junge Stadtmuseum zu beleuchten und auf den enormen Wertzuwachs hinzuweisen, ist Inhalt dieser Ausstellung.
Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein (1840-1929) war ein großer Mäzen des 19. Jahrhunderts. Durch Jahrzehnte widmete er vielen Museen der Monarchie Werke alter und neuer Meister. Während es zumeist um Ergänzungen bereits vorhandener Kunstsammlungen ging, war die Schenkung an die Stadt Wien für unsere Museumsgeschichte von entscheidender Bedeutung.
Die ersten Schenkungen erfolgten 1894 und 1895. Durch sie legte Fürst Johann II. den Grundstein zur Gemäldesammlung der Stadt Wien. Bis in die neunziger Jahre waren Bilder hauptsächlich unter dem Aspekt ihrer historischen und kulturhistorischen Bedeutung gesammelt worden. Die Hauptbestände umfassten damals die Objekte aus dem Bürgerlichen Zeughaus, Plastiken und Steine von St. Stephan, das Grillparzer-Zimmer, Erinnerungen an den Makart-Festzug 1879, Porträts, Münzen und Medaillen, sowie topographische Ansichten. Dank der Schenkungen des Fürsten Liechtenstein wurde die Gemäldesammlung zu einem wichtigen und eigenständiger Teil des Museumsbestandes, auf die bei den Planungen für das neue Stadtmuseum ab 1900 gesondert Rücksicht genommen wurde.
Nach diesem ersten Schwerpunkt sind aus den weiteren Schenkungen bis 1916 zwei weitere Schwerpunkte herauszulesen. Zu den Bildern des Biedermeier kamen Werke der "Modernen Meister", gefolgt von Darstellungen, die das Bild von "Alt-Wien" beschworen. In diese Kategorie fallen auch die Architekturfotografien.
1903 schenkte der Fürst eine große Sammlung von Fotografien, die zwischen 1896 und 1903 entstanden waren. Der Fotograf hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Biedermeierhäuser in Wien zu fotografieren, wobei sein besonderes Interesse dem plastischen Schmuck galt. Viele der mit antiken Göttern und munteren Putten gefüllten Lünetten wurden nicht nur fotografiert, sondern auch in naiven Handzeichnungen dokumentiert. Die Überprüfung im Jahr 2002 ergab, dass nur mehr ein äußerst geringer Teil dieser Häuser besteht. Teilweise waren sie schon der intensiven Bautätigkeit nach 1900 zum Opfer gefallen. Diese Architekturfotografien sind daher beredte Zeugnisse eines versunkenen Wien.
In den Schenkungen von 1903, 1909, 1911 und 1912 und zuletzt 1916 übergab Fürst Johann II. dem Museum Bilder und Aquarelle, welche ein idyllisches Wien beschworen. "Aus dem verschwindenden Wien" ist einer der Bildtitel. Nach vielen Werken hoher Kunst wurde nun die Sammlung um volkstümliche Bildmotive vermehrt. Dies entsprach einem sehr starken Trend in der Malerei um 1900 jenseits der Malerei von Gustav Klimt und Egon Schiele. Immer mehr wurde Wien zur modernen Metropole und viele alte Häuser des Biedermeier verschwanden. Die Maler erkannten, dass diese inhaltliche Gegensteuerung einen Markt hatte, die auch im Politischen ihre Wurzeln hatte.
Ursprünglich sollte im Jahr 2003 die Rückführung der Sammlung Liechtenstein nach Wien abgeschlossen sein und das "Liechtenstein-Museum" mit zweihundert Hauptwerken der europäischen Kunst im Palais Liechtenstein eröffnet werden. Diese Sammlung ist Zeugnis vom großen Kunstsinn vieler Generationen aus dem Hause Liechtenstein. Johann II. von und zu Liechtenstein als Mäzen des Wiener Stadtmuseums aus diesem Anlass eine Ausstellung mit der kompletten Schenkung zu widmen, war naheliegend.
Der Katalog zur Ausstellung bildet alle Werke ab. Einige wurden bisher noch nie ausgestellt oder abgebildet. Auch die Kriegsverluste sind dokumentiert.
Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm für Erwachsene und Kinder. Führungen mit der wissenschaftlichen Kuratorin, Dr. Renata Kassal-Mikula, werden angeboten.