• Archiv
    Archiv

    Magische Orte

    Wiener Sagen und Mythen

    6. Mai – 21. November 2004

    Magische Orte

    Wiener Sagen und Mythen

    6. Mai – 21. November 2004
  • OANICHI, BOANICHI, / SIARICHI, SAIRICHI,
    RIPADI, BIPADI, / KNOLL.
    Auszählreim aus der Sage "Stock im Eisen“ 

    Aus einem speziellen Blickwinkel betrachtet diese Ausstellung die Wiener Stadtlandschaft: Sie spürt Orten nach, an denen sich Sagen und Mythen aus der Vergangenheit konzentrieren. Hauszeichen, Denkmäler oder geheimnisvolle Inschriften geben diesen Orten ihre Bedeutung – und stellen eine Art Signatur des Imaginären dar. Diese Wahrzeichen können auffallende Namen wie "Stock im Eisen“, "Spinnerin am Kreuz“ oder "Heidenschuß“ tragen. Für die Ausstellung in der Hermesvilla wurden zwei mal sieben "magische Orte“ von Wien mit den dazugehörigen Sagen ausgewählt.

     

    UND MAN IN MÄRCHEN UND GESCHICHTEN
    ERKENNT DIE WAHREN WELTGESCHICHTEN.
    Novalis

    Die Inhalte der Sagen gehören nicht der Wirklichkeit an, sondern der Welt der Erzählung, der Welt der Symbole. So entzieht sich das bekannte Denkmal Stock im Eisen trotz umfangreicher naturwissenschaftlicher Untersuchungen der exakten Deutung seiner ursprünglichen Bestimmung. Dieser mit einem dichten Nagelpelz überzogene Fichtenstock wurde aber bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts von Einheimischen und Wienbesuchern als mythischer Stadtmittelpunkt bezeichnet.

    Eine heilige Stadt in der Stadt bildet die Domkirche St. Stephan, von der sich zahlreiche Legenden und Erzählungen erhalten haben, vor allem über den unvollendeten Nordturm. Gerade an diesem sakralen Ort häufen sich die unterschiedlichsten Teufelsarten: Drei koboldartige Dämonen, auch Tattermänner genannt, wurden sogar in einem bis heute erhaltenen Käfig an der Nordwand des Doms gefangen gehalten – allerdings sind diese Teufelchen inzwischen wieder entwischt.

     

    Bei fast allen magischen Orten berühren einander Heiliges und Dämonisches in räumlicher Nähe: Auf der Freyung etwa dominiert auf der einen Seite die Schottenkirche, an den Rändern des Platzes hingegen trieben der Sage nach teuflische Kräfte ihr böses Spiel. Zu den ältesten Mythen von Wien gehört die Erzählung über den unheilbringenden Basilisken, der im Jahre 1212 in einem tiefen Brunnen – gleich in der Nähe des Heiligenkreuzerhofs – gehaust haben soll. Als Hauszeichen ist noch heute ein Basilisk in der Schönlaterngasse zu sehen.

     

    Einen speziellen magischen Ort stellen die "Wasserreiche" dar. Flüsse sind in gewisser Weise ein Niemandsland zwischen hüben und drüben. Während die Donau mit dem Donauweibchen feminin besetzt ist, leben und wirken im Wienfluss die Wassermännchen. Es handelt sich bei beiden um ambivalente Wesen, die den Menschen Gutes tun, aber auch Unglück bringen können. 

    Auch in der Gegenwart werden symbolische Zeichen mit unterschiedlichster Aussage im öffentlichen Stadtraum gesetzt – beispielsweise mit Sprühdose und Filzstift. Eine Fotoserie von Didi Sattmann dokumentiert solche Orte, an denen Jugendliche ihre geheimen Botschaften hinterließen, um Zeugnis für die eigene Identität zu geben.

    © 2025 Wien Museum
    Österreichisches Umweltzeichen - Grünes Museum