Die Modesammlung des Wien Museums zählt mit einem Bestand von fast 30.000 Objekten zu den umfangreichsten Europas. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Alfred Kunz, dem ersten Direktor der Modeschule der Stadt Wien, gegründet. Ziel der Sammlung, die seit 1954 zum Wien Museum gehört, ist eine umfassende Dokumentation von in Wien hergestellter Damen-, Herren-, Kinder- und Sportbekleidung. Neben Kleidungsstücken finden sich hier auch zahlreiche Accessoires wie Fächer, Handtaschen, Schirme und Spazierstöcke.
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der bürgerlichen Damenkleidung des 19. und 20. Jahrhunderts. Gesellschafts-, Abend- und Ballkleider dominieren; erst in den Sammlungsbeständen ab den 1950er Jahren überwiegt die Alltagskleidung. Wichtige Modesalons und Designateliers sind vertreten, darunter Adlmülller, Höchsmann und List (Hüte).
Zu den ältesten Objekten in der Sammlung gehören Mieder und Justeaucorps (knielange taillierte Herrenröcke) mit Nadelmalerei aus dem 18. Jahrhundert. Wiener Goldhauben, getragen von Bürgerinnen um 1800, und Wiener Shawls, die in der Biedermeierzeit international begehrte Exportartikel waren, sind ebenso vertreten wie die „Wiener Bluse“ und das „Wiener Schneiderkostüm“.
Modische Musts des 20. Jahrhunderts wie Bikini, Nylons, Minirock und Chanel-Kostüm ergänzen die Sammlung. Aber auch längst vergessene Dinge wie Schuhknöpfler, Handschuhspanner, Fingerspitzenformer oder ein „Strumpfzauber“, der die Damenbeine anstelle von Strümpfen braun färbte, werden aufbewahrt.
Aus dem Besitz berühmten Wiener Persönlichkeiten sind u.a. ein Kaschmirtuch von Maria Theresia, Kreuzbandschuhe der Tänzerin Fanny Elßler, ein Morgenmantel von Johann Nestroy, ein Hofkleid von Katharina Schratt oder Beinkleider von Johannes Brahms erhalten. Einen Sonderbestand bilden die Kostüme des Huldigungsfestzugs anlässlich der Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth 1879, der vom „Malerfürsten“ Hans Makart ausgestattet wurde.
Die Sammlung wird laufend erweitert; ein besonderer Fokus liegt dabei auf Kleidung und Accessoires aus dem 20. Jahrhundert.