Populäre Druckgrafik

Grafikblätter lassen sich zwar in allen Sammlungen des Wien Museums finden, die Sammlung „Geschichte und Stadtleben“ beherbergt jedoch auch den historisch gewachsenen Sonderbestand „Populäre Druckgrafik“. Er umfasst Druckerzeugnisse wichtiger Wiener Verlagshäuser vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Im Zeitalter der Aufklärung wurde Grafik – nicht zuletzt durch die Erfindung neuer Drucktechniken wie der Lithografie (1798) – zur Massenware, die sich an ein bürgerliches Publikum richtete. Almanache, Spielkarten oder Glückwunschkarten transportierten die neuen gesellschaftspolitischen Ideen und dokumentierten häufig auch tagespolitische Ereignisse. In Form von Ausschneidebögen, Brett- und Kartenspielen oder Puzzles für Jugendliche hatten die grafischen Erzeugnisse nicht selten belehrenden Charakter.

Zu den herausragendsten Beständen des Wien Museums für das 18. Jahrhundert zählen die Kupferstiche, Almanache, Fächer und Spiele des Kupferstechers und Verlegers Hieronymus Löschenkohl (1753 – 1807) sowie die Blätter des Verlags Artaria. Vor allem die Artaria-Serie „Aussichten der Residenzstadt Wien“ von Carl Schütz, Johann Ziegler und Laurenz Janscha (1779 – 1789) gehört heute zu den wichtigsten Bildquellen Wiens für diese Zeit. Die bedeutendsten Blätter aus der Zeit des Biedermeier stammen aus dem Verlag Matthäus Trentsensky und umfassen Bilder- und „Mandlbogen“, Spiele und Theaterblätter.

Umfangreiche Bestände verzeichnet die Sammlung im Bereich der Spielkarten und des Papiertheaters. Kartensets, die an die Osmanische Belagerung von 1683 erinnern, lassen sich hier ebenso finden wie „Das Musikalische Kartenspiel“ von Löschenkohl (1806), Tarockspiele mit dem Titel „Industrie und Glück“ der Spielkartenfabrik Piatnik (Sammlung Fluch) oder das „Constitutions-Tarock“ – eine Karikatur auf das Revolutionsjahr 1848. Zum Sammlungsbereich Papiertheater gehört neben den Beständen zum „Großen Theater“ und dem „Mignontheater“ von Trentsensky auch die Sammlung Botuschan, die sich vorwiegend aus deutschen und tschechischen Verlagsprodukten zusammensetzt.

Buch- und Zeitschriftenillustrationen bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung. Dazu gehören unter anderem die Kupfertafeln zu den „Eipeldauer-Briefen“ (1785-1821), die Bildbeilagen zur „Wiener Theaterzeitung“ aus der Zeit des Vormärz sowie Originalentwürfe bekannter Illustratoren wie Theodor Zasche. Kleinere Bestände gibt es im Bereich der Andachts- und Heiligenbilder sowie der Glückwunsch- und Freundschaftskarten. Unter letzteren ragen vor allem Exemplare aus der Zeit des Klassizismus und des Biedermeier heraus, die aufgrund einer eingebauten Mechanik beweglich waren und als „Wiener Spezialität“ galten.

 

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