Schaurestaurierung
Die große Turmuhr von St. Stephan und ihre Geschichte
19. September 2004 – 29. Mai 2005
Schaurestaurierung
Die große Turmuhr von St. Stephan und ihre Geschichte
Ein Uhrwerk aus Eisen, 700 kg schwer, zwei Meter hoch und über 300 Jahre alt: die vierte und letzte Turmuhr von St. Stephan wird einer grundlegenden Restaurierung unterzogen.
Zwischen 1700 und 1861 befand sie sich im Südturm von St. Stephan im Mittelpunkt Wiens.
Der bürgerliche Uhrmacher Joachim Oberkircher fertigte sie im Auftrag des Wiener Stadtrates an, der seit dem 15. Jahrhundert für die Uhren von St. Stephan und deren Wartung zu sorgen hatte. Gegenüber den Vorgängeruhren der Kirche war sie fortschrittlich, denn erstmals verfügte sie über zwei Zeiger. Wienerinnen und Wiener konnten seither nicht nur die Stunden ablesen, sondern auch die Viertelstunden. War dem Städter der freie Blick zum Kirchturm verwehrt, informierte das laute Schlagen der Turmuhr über die richtige Zeit. Allerdings schlug die Turmuhr nur die ganze Stunde automatisch, die Viertelstunden wurden noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vom Turmwächter händisch geschlagen. Diese große eiserne Uhr ging nie besonders genau. Ein Turmwächter sollte ihre Abweichungen laufend korrigieren und orientierte sich an Sonnen- und Sanduhren und ab 1745 an einer präziser gehenden Pendeluhr.
Mit der Restaurierung des Südturmes im Jahr 1861 musste die Turmuhr entfernt und zum Metallwert verkauft werden. Die Stadt Wien brachte in der Folge Uhren an der Westfassade des Domes an. Im Jahr 1903 gelangte die große Turmuhr von Joachim Oberkircher als Schenkung in die Städtischen Sammlungen und ist seit 1963 im Uhrenmuseum ausgestellt.
Die notwendige Restaurierung der Turmuhr ist Anlass, sie aus der Schausammlung des Uhrenmuseums herauszulösen. In dem zur lebenden Werkstatt umfunktionierten Sonderausstellungsraum kann die Arbeit an der Uhr beobachtet werden. Experten des Uhrenmuseums berichten neben den neuesten Restaurierungsmethoden von Turmuhren auch über rund 500 Jahre wechselhafter Geschichte der öffentlichen Uhren von St. Stephan:
Restaurator:innen:
Rupert Kerschbaum
Maria Goiser