Vorgestellt 30 │ November 2021
An der Akademie der Bildenden Künste hast Du den Fachbereich Papierrestaurierung gewählt, warum diesen?
An der Akademie gab es damals in der Meisterschule für Restaurierung nur zwei Fachbereiche, Gemälde und Papier. Die Chemie zwischen der Lehrbeauftragten für Papierrestaurierung und mir passte von Anfang an. Da ich zusätzlich papier- und grafiktechnisch bereits erheblich vorbelastet war - ich hatte davor an der Kunst-Uni in Linz schon ein Jahr Werbegrafik studiert - ist mir die Wahl nicht schwergefallen. Ich habe allerdings im ersten Jahr an der Akademie in Ferialjobs auch andere Restaurierungssparten wie Archäologie oder Wandmalerei ausprobiert und beispielsweise in Ephesus römische Wandmalereien restauriert.
Hast Du aus dem Grafikstudium etwas mitnehmen können?
Definitiv, einige meiner Erkenntnisse kann ich heute einfließen lassen, die optimale Präsentation von Grafik in Vitrinen und Rahmen ist mir ein großes Anliegen, da denke ich viel drüber nach und probiere vieles aus. So lasse ich beispielsweise Papierobjekte in Vitrinen gerne „schweben", um die Sehgewohnheiten der Betrachter:innen herauszufordern und somit dem betreffenden Objekt zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Ich glaube, ich habe damals ein ganz gutes Gespür für Präsentationsformen und ein Auge für Proportionen entwickelt. Das war eine gute Schule des Sehens.
In Studienaufenthalten in Dänemark und in den USA hast Du Dich anschließend auf die Konservierung von Fotografie spezialisiert.
Als die Museen Anfang der 1990er Jahre ihre Fotosammlungen entdeckten, wurde Fotografie in der Restaurierung plötzlich ein Thema, auch an der Akademie. Es gab hier aber keine Ausbildung, eigentlich in ganz Europa nicht. Die erste, die das angeboten hat, war die Königliche Akademie der Bildenden Künste in Dänemark. Dafür gab es ein Stipendium, und darauf habe ich mich geschmissen.
Weil Du so gerne fotografierst?
Weil mich Fotografie schon immer fasziniert hat. In der Grafikausbildung war Fotografie ein zentrales Thema, und ich hatte damals eigentlich immer eine Kamera dabei. Die eigentliche Magie der Fotografie hat aber für mich erst so richtig in der Dunkelkammer begonnen, wenn man ein leeres lichtempfindliches Blatt Papier vor sich hat und das Licht so kontrolliert darauf lenken kann, dass ein Bild mit feinst ausgearbeiteten Nuancen entsteht. Also wollte ich mehr über die Technik der Fotografie wissen. Und - das war ja noch die Zeit vor Internet - um an Informationen zu kommen, musste man dorthin reisen, wo das Wissen ist.
Also hast Du Dänisch gelernt?
Ja, tatsächlich war das die Ausbildungssprache. Woher ich damals die Energie hatte, für ein Auslandssemester eine völlig neue Sprache zu lernen, ist mir heute allerdings absolut rätselhaft! Das könnte ich mir heute nicht mehr antun.
In Sachen Fotokonservierung hat sich wohl mit der Digitalisierung enorm viel verändert. Was ist heute die beste Speicherform für Fotos?
Speichermedien sind jetzt nicht wirklich mein Spezialgebiet, ich bin eher in der historischen, analogen Fotografie zu Hause. Manche Leute behaupten ja, wir sind die Generation des digitalen schwarzen Lochs… Angesichts der steigenden Zahl von Born Digital Formaten wird heute vieles nur mehr digital gespeichert und irgendwann ist vielleicht alles weg.
Was kann ich also tun?
Ganz allgemein gesprochen besitzen alle Speichermedien ein materielles Ablaufdatum oder können schlichtweg durch die fortschreitende technische Entwicklung überholt und obsolet werden – welche Laptops verfügen beispielsweise heute noch über ein CD-ROM Laufwerk? Also, ich würde mal sagen, es ist immer gut, Daten auf mehreren Servern und Trägermedien zu speichern und diese an unterschiedlichen Standorten unter kontrollierten Klimabedingungen zu verwahren und regelmäßige Backups durchzuführen.
Von Deinen zahlreichen Forschungsprojekten möchte ich Deine Mitwirkung an der Restaurierung der Burgtheater-Kartons von Gustav Klimt ansprechen. Sie wurden von einem Mitarbeiter der Bundestheater in einem Depot gefunden, blieben dann lange unbeachtet liegen, wurden schließlich, aufgrund der steten Interventionen dieses Mitarbeiters, doch restauriert und sind seit 2009 im Burgtheater ausgestellt.
Das war eine Riesenherausforderung, wir mussten einen Atelierraum ausräumen, um diese großen, sehr mitgenommenen Schablonenkartons auf den Boden legen, ausrollen und bearbeiten zu können. So was hat man nicht alle Tage! Aber dass gut Ding Weile braucht, gibt es leider immer wieder. War ja bei dem Pendl-Stadtmodell, das wir heute aufwendig restaurieren, auch so. Ich bin 2011 ins Wien Museum gekommen und habe mir gedacht: Um Gottes Willen, da besteht akuter Handlungsbedarf. Es hatte zwar immer wieder Reinigungsprojekte gegeben, aber erst als Florian Pollack im Haus war, ist es mit dem Fundraising-Projekt „Mein Stück Wien“ wirklich ins Laufen gekommen.
Das handbemalte Stadtmodell von Erwin Pendl aus 1898, das unter Deiner Leitung von der externen Restauratorin Eva Loh und ihrem Team im Institut für Papierrestaurierung in Schönbrunn restauriert wird, ist neben dem Modell St. Stefan, über das ich schon mit Nora Gasser gesprochen habe, das zweite große Papierrestaurierungsprojekt für die neue Dauerausstellung.
Das dritte. Da gibt es noch das Stadtmodell von Erwin Fischer aus den 1850er Jahren, das immer ein wenig im Schatten vom Pendl steht. Auch das wird mit externer Hilfe, von Mirjam Bazán Castañeda im 22. Bezirk, und mindestens so aufwendig wie das Pendl-Modell restauriert. Es zeigt Wien noch mit der Stadtmauer rundherum.
Kommen wir zuerst zu Pendl. Das Modell ist vier mal fünf Meter groß, auf sechs Platten aufgeteilt, die einzeln restauriert werden. Bei welcher Platte seid Ihr gerade?
Bei der mit Rathaus, Burgtheater und Parlament. Und hier haben wir auch wieder neue Dinge entdeckt. Das Rathaus, das ich gerade bearbeite, ist in seiner Bauart völlig anders. Eines der wenigen Gebäude, an dem die Fassade vollständig plastisch ausgearbeitet ist. Bei den anderen ist sie „nur“ aquarelliert, ab und an sind Balkönchen aufgeklebt. Beim Rathaus ist alles ausgeschnitten und dreidimensional. Außerdem sitzen das Rathaus und der Rathauspark auf einer separaten Grundplatte. Sind wie eine Intarsie in die große Platte eingelassen.
Warum ist das so?
Wir fragen uns jetzt: Gab es das Rathausmodell eventuell schon früher? War das ganze Stadtmodell ganz anders geplant als es jetzt aussieht?
Oder ist es gar nicht von Pendl?
Die Aquarellierungen sprechen schon dafür. Ich kann mir aber gut vorstellen, auch weil der Karton sehr brüchig und die Platte selber stärker gebräunt ist, dass es schon früher existierte. Dass es sein Probestück war, mit dem er sich womöglich für die Ausführung des Stadtmodells beworben und dann auch den Auftrag bekommen hat. Er war damals gerademal 22 Jahre alt, als er 1897 den Auftrag bekam, und ein Jahr später war das Stadtmodell fertig. Eine irre Arbeit in wirklich extrem kurzer Zeit. Es kann aber auch Zweiteres sein, zumal die Hofburg auch auf einer Einzelplatte steht, dass die Modelle erst nur im Einzelnen geplant waren und erst später die Idee und die Realisierung zu einem großen, gesamten Stadtmodell entstand. Zum Jubiläum des Kaisers. Tja, mehr Fragen als Antworten, die sich hier auftun.
Was weiß man denn über die Entstehung des Stadtmodells?
Die Quellenlage ist sehr dürftig. Wir wissen nur, dass Pendl 1897 den Auftrag bekommen hat. Durch die aktuelle Restaurierung wissen wir, dass er mindestens zwei Mitarbeiter hatte, denn diese haben sich in den Häusern verewigt. So kenne ich jetzt auch zwei Restaurierungskampagnen, denn auch die Restaurator:innen haben sich im Modell verewigt. Alle diese Erkenntnisse gewinne ich ausschließlich durch die direkte Arbeit am Modell und durch Materialanalysen. Die Forschung in Archiven ist dann in diesem Fall Sache des Kurators Sándor Békési, er weiß da mittlerweile sicher auch Einiges zu erzählen.
Wurden auch Botschaften der Restaurator:innen wie im Donnerbrunnen gefunden?
Nein, nur Signaturen und Daten. Eine große Restaurierung fand direkt nach dem 2. Weltkrieg statt. Daraus schließe ich, dass es im Krieg stark zerstört wurde. Viele Objekte des Wien Museums wurden ja während des Krieges in die umliegenden Schlösser außerhalb Wiens evakuiert. Wenn das dann in Eile geschah, war das für so ein filigranes Modell eher tödlich.
Was ist denn besonders restaurierungsbedürftig?
Das Modell wurde im Lauf der Jahre stark überarbeitet und ergänzt. Vor allem Kirchen und Gebäude mit Türmen sind extrem beschädigt. Die wurden damals notdürftig zusammengeklebt und werden jetzt von uns wieder komplett zerlegt und neu verklebt. So finden wir die Signaturen. Wie jetzt in der Universität und im Gebäudekomplex mit der Franziskanerkirche. Nachrichten aus dem Jenseits…
Malt oder baut Ihr denn auch neu?
Wir zerlegen und reinigen und ergänzen, wenn wirklich notwendig, um „den Pendl“ wieder herauszukehren. Dabei orientieren wir uns wenn nötig an historischen Aufnahmen, soweit diese vorhanden sind. Im besten Fall legen wir frei. Es ist ja auch vieles überklebt worden. Ausgebleichte Farbbereiche werden natürlich nicht neu gemalt, das wäre ein Sakrileg, das macht man bei zweidimensionalen Aquarellen auch nicht.
Welche Vorlagen hatte Pendl?
Er hat nach Fotografien gearbeitet. Die sogar ursprünglich bei uns im Haus waren, aber sich leider nicht erhalten haben. Dafür liegen in der ÖNB die Originalnegative und sind online abrufbar. Davon gibt es noch ca. 1.800 Stück. Er und seine Mitarbeiter sind durch die Straßen gelaufen und haben systematisch die Straßenschluchten und Einzelgebäude fotografiert. Dabei war es ihnen völlig egal, ob das Foto über- oder unterbelichtet ist. Ob die Linien stürzen oder gerade sind. Es war Pendl nur wichtig, dass er die Abwicklung der Fassaden erfasst. Und immer wieder hat er sich erhöhte Ansichten gesucht, ist auf Türme geklettert und hat die Dachlandschaften fotografiert.
Warum war ihm das so wichtig?
Weil er erkannt hat, dass das Modell in erster Linie von oben, in der Vogelschau, betrachtet werden wird, und somit die Darstellung der Details der Dächer ganz wesentlich zur Wirkung des Modells beiträgt. Die Straßenzüge hat er von einem offiziellen Stadtplan übernommen, auf den hat er die Häuser draufgesetzt.
Ist denn alles original nachgebaut?
Natürlich ist vieles rein schematisch gestaltet, viele Litfaßsäulen sind beispielsweise sehr willkürlich gesetzt und entsprechen nicht den Fotografien. Aber im Großen und Ganzen stimmt alles. Nichts aber wissen wir darüber, wie er zur Farbigkeit der Fassaden kam. Wir haben keine Färbelungsproben. Vielleicht müsste man sich die Aquarelle, die wir von ihm in der Sammlung haben, genauer anschauen.
Kommen wir noch zum Fischer-Stadtmodell.
Das ist im Maßstab gleich, aber es ist etwa 45 Jahre älter, und das sieht man ihm auch an. Es erinnert mich immer ein wenig an das Schloss Neugebäude: Es steht zwar noch, aber es fehlt extrem viel an Details. Die Fassaden sind weit schematischer dargestellt, mit Papier oder Karton auf die aus Holz gefertigten Häuser aufgeklebt. Das Pendl-Modell dagegen ist ein reines Papiermodell. Es ist bei Fischer auch schwieriger, wieder auf das Original zurückzukommen, da es viele Materialien so nicht mehr gibt. Wie die kleinen Pfeifenputzerdrähte, aus denen die Bäume gemacht waren.
Wurde hier auch Interessantes gefunden?
Keine Signaturen oder ähnliches, wenngleich es auch hier großflächige Ausbesserungsarbeiten gab. Wir haben entdeckt, dass die Grünflächen ganz speziell dargestellt waren: Mit einem geflockten Material, also ganz naturalistisch. Der Rasen war aber wohl irgendwann einmal ausgeblichen und dann wurde grob mit Gouache übermalt. Und lässt sich leider nicht mehr freilegen. Unter dem einen oder anderen Baum, wo die Übermalung nicht hingelangte, sieht man aber noch die Grasflocken.
Bekommt es im neuen Museum, wie das Pendl-Modell, auch einen Glassturz zum Schutz?
Ja. Apropos, es ist (der Kuratorin, Anm.) Susanne Winkler gelungen, im Dorotheum das früheste Foto vom Pendl-Modell zu ersteigern, das wir heute kennen, wo man es in der Originalaufstellung in der Jubiläumsausstellung von 1898 sieht. Das ist ganz phantastisch, denn man sieht auch die sehr elegante Originalvitrine, die ja nicht mehr erhalten ist. Das gibt uns noch einmal eine ganz neue Basis für die Diskussion, wie die Modelle im neuen Haus präsentiert werden.
Auf alle Fälle muss die Vitrine groß sein.
So eine große Glasvitrine zu bauen ist heute noch eine Herausforderung und auch problematisch, denn es gibt kein Glas in dieser Größe, es muss gestückelt werden. Und die Fugen werfen dann wieder Schatten. Große Glasflächen stellen auch ein Gefährdungspotential dar, denn sie können bei Fehlbelastung bersten. Nichts wäre schlimmer als das.
Und wie war die Originalvitrine?
Vor allem sehr gut durchdacht und gearbeitet. Man betrachtete das Modell durch die seitlichen Glasflächen hindurch und nicht von oben, und hatte so somit einen tollen uneingeschränkten Blick ohne störende Balken und Fugen im Blickfeld. Das heißt, die ganze Vitrine stand mannshoch!
Das bedeutet, Ihr seid hier in reger Diskussion. Das Modell muss ja auch später wohl immer wieder geputzt werden.
Das wollen wir durch die Verglasung eigentlich vermeiden. Es kann aber immer sein, dass sich ein Insekt einen Weg zum Modell bahnt… Hier überlegen wir mit den Architekt:innen der Dauerausstellung und den Kurator:innen ein System, dass das Modell eventuell auf Rollen steht, eine Seite zum Öffnen ist und es dort herausgezogen werden kann. Wir müssen aber bei Bedarf auch an die Innenseiten der Vitrinen herankommen, denn dort kann sich im Lauf der Zeit auch Staub ablagern oder es können sich anderweitige Beläge bilden. Der Vitrinenbau zieht also einen Rattenschwanz an Themen mit sich, den es zu bedenken gibt. Auch, was die Beleuchtung betrifft. Für so ein Modell wäre es ideal, von innen heraus indirekt beleuchtet zu werden, nicht von außen, damit sich nicht wieder alles in den Scheiben spiegelt. Die Farb- und Lichtgestaltung der Umgebung muss ebenfalls mitgedacht werden, um Spiegelungen zu minimieren.
Bei der Planung der neuen Dauerausstellung bist Du auch in den Bereich Lichttechnik involviert.
Ja, das ist mir auch sehr wichtig, vor allem da Grafiken und Fotografien zu den lichtempfindlichsten Objekten zählen, da ist die Beleuchtung immer ein Thema. Jahrzehntelang waren ja Glüh- und Halogenlampen im Einsatz, seit 2009 gibt es die EU-Richtlinie, die diese Beleuchtungssysteme schrittweise zugunsten der LED-Technologie verbietet, womit diese auch Einzug in die Museumswelt gehalten hat. Mit dieser jungen Technologie, die als besonders energieeffizient gilt, gibt es aber relativ wenig Erfahrung und Informationen in den Museen.
Was muss bei LED grundsätzlich beachtet werden?
Es gilt eine Reihe an Kriterien zu beachten, wie den Farbwiedergabeindex – manche LED-Typen können einzelne Farbbereiche regelrecht verschlucken - und die spektrale Energieverteilung der Lampen, sowie mögliche Abweichungen beispielsweise in Farbtemperatur und Leuchtkraft, die man mitkauft und die aber durch die SDCM-Werte geregelt werden. In der industriellen Produktion von LEDs entstehen nämlich immer wieder Abweichungen, selbst LEDs derselben Produktcharge unterscheiden sich in ihren Eigenschaften. Alle Beteiligten in dieser Arbeitsgruppe haben enorm viel dazugelernt, wir hatten aber auch einen externen Experten dabei, der uns die komplexen Ausschreibungsanforderungen zusammengestellt hat.
Der Rohbau der unterirdischen Erweiterung des Wien Museums, also die neuen Depoträume, ist bereits fertig. Wo steht Ihr mit Eurer Planung? Es gilt ja, nicht nur das Grafikdepot, sondern auch zahlreiche Nebenräume einzurichten.
Ja genau, die Planungen zu Raumfunktion, Archivmobiliar und Mengengerüst der zu übersiedelnden Sammlungsbestände sind für heuer abgeschlossen. Im März 2022 beginnen wir mit der detaillierten Einrichtungsplanung. Den Architekt:innen ist es wirklich großartig gelungen, dass die Hauptverkehrswege nun auf einem Niveau sind, was eine unglaubliche Erleichterung für das tägliche Arbeiten, den Objekttransport darstellt. In den alten Kellerräumen ging es früher treppauf, treppab… Außerdem freue ich mich überhaupt, dass die Grafiksammlung wieder ins Haus kommt. Dadurch kann es auch wieder einen Studiensaal geben, der von Externen für ihre Forschungen genutzt wird.
Wie geht Ihr mit den Baumkoffern um, die durch die Räume durchgehen? Also diesen Betonschächten, durch die die Bäume, die auf dem Vorplatz gepflanzt werden, im Erdreich wurzeln können.
Das ist ein etwas heikles Thema. Wir vertrauen den Architekt:innen und den ausführenden Baufirmen, dass diese so abgedichtet sind, dass keine Feuchtigkeit eindringt. Aber zur Sicherheit haben wir direkt an diesen Betonschächten im Depot, die nebenbei erwähnt auch sehr viel Platz wegnehmen, nur Arbeitsmöbel eingeplant, keine Archivschränke. Das Gute ist, dass wir durch den Bau des neuen Depots in Himberg vor einigen Jahren bereits viel Erfahrung haben, welches Mobiliar geeignet ist. Und welches nicht. Da gibt es ja wilde Sachen im Handel, wie Silikonfett, das Dir an die Hände gerät, wenn Du die Planschranklade aufziehst. Oder Rollanlagen ohne Sperrvorrichtung, mit denen Menschen erdrückt werden könnten.
Wann wird das Depot eingeräumt?
Erst ein Jahr nach Museumseröffnung. In dieser Zeit schauen wir uns sehr genau das Klima an. Bevor die Grafiken wieder ins Haus kommen, muss alles perfekt sein.
Auf was freust Du Dich noch?
Ich freue mich auf die neuen Restaurierwerkstätten, auf das schöne, große Atelier. Das wird ein guter neuer Arbeitsplatz. Idealerweise auf der Etage des Wechselausstellungsgeschosses. Und auf die neue Dauerausstellung. Da sind zum Teil schon ganz tolle Renderings im Umlauf. Abseits der Stadtmodelle und des St. Stephan-Modells bin ich hierbei natürlich mit der Vorbereitung der grafischen Objekte betraut. Es wird in den ersten Monaten eine große Dichte an Originalgrafiken präsentiert werden, viele davon waren aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit schon lange nicht mehr zu sehen, ein Besuch in den ersten Monaten lohnt sich also sehr!
Ein Jahr wurde sie verschoben, im Mai 2022 kommt nun endlich die Straßenfotografie-Ausstellung „Augenblick!“. Diese ist doch sicher interessant für Dich.
Ja, hier wurde viel Neues zutage gefördert. Aber hier sind wir ja schon fast fertig, auch der Katalog ist schon gedruckt. Einiges muss noch gereinigt werden, dann geht es um die Rahmung und die Montage. Daneben betreuen wir aber auch noch viele andere Projekte, die externen Leihgaben, wie die hochkarätigen Grafiken zur Ausstellung „Klimts Lehrer“ gerade im MAK.
Andreas Gruber, geboren 1970 in Linz. 1988 bis 1989 Studium Visuelle Mediengestaltung an der Hochschule für Künstlerische und Industrielle Gestaltung in Linz. 1989 bis 1994 Studium Restaurierung und Konservierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Fachbereich Papierrestaurierung. Zwischen 1993 und 2002 folgten Studienaufenthalte in Dänemark und in den USA mit dem Schwerpunkt Konservierung von Fotografie und historischem fotografischen Verfahren. Seit 1997 freiberufliche Tätigkeit als Restaurator für Papier und Fotografie. 2000 bis 2011 Teilzeitanstellung in der Albertina in Wien, seit 2011 Teilzeitanstellung am Wien Museum. Zahlreiche Forschungsprojekte und Publikationen. Dazu Lehrtätigkeit an der Meisterschule für Konservierung und Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und am Zentrum für Bildwissenschaften an der Donau Universität Krems.
Für die neue Dauerausstellung leitet er die Restaurierung der beiden großen Stadtmodelle sowie des Modells St. Stephan und ist in die Planung der Depoträume und Werkstätten sowie der Lichttechnik involviert.