Vorgestellt 43 │ September 2022
Was macht der technische Projektleiter von 7reasons im Museum?
Die Planung der Medientechnik der neuen Dauerausstellung. In Zusammenarbeit mit den Ausstellungsarchitekt:innen und dem Generalbauunternehmer planen wir mit den Kurator:innen der neuen Dauerausstellung jede einzelne Medienstation. Wir überlegen uns die digitale Umsetzung ihrer Ideen.
Was fällt alles unter Medientechnik?
Im Endeffekt alles, was digital ist. AV-Stationen, wo Du Dir zum Beispiel nähere Informationen über ein Objekt holen kannst, mit Text und Bild, akustisch oder visuell. Aber auch alle Projektionen wie zum Beispiel im Eingangsbereich zur Ausstellung. Die besonders, da sie interaktiv ist: Stellen sich Besucher:innen in einen Lichtkegel, lösen sie eine bestimmte Projektion aus, stellt sich ein Puzzle mit Objekten der Ausstellung zusammen.
Hört sich spannend an. Macht Ihr Technik und Inhalte?
Bei dieser und vielen anderen Stationen kommen die Inhalte von Zone Media, mit der wir eng für die Planung, technische Umsetzung und Installation zusammenarbeiten. Bei rund der Hälfte der Medienstationen verantworten wir auch die Inhalte.
Ihr habt ja bereits einiges für das Wien Museum wie die Visualisierung der Legionsstadt Vindobona im Römermuseum erstellt.
Ja, die Visualisierung des römischen Legionslagers Vindobona war eines der ersten Projekte in Zusammenarbeit mit dem Wien Museum und der Stadtarchäologie Wien bereits im Jahre 2004. Weiters auch einige Sonderausstellungen wie „2000 Jahre Karlsplatz“ sowie die digitalen Stationen in der Virgilkapelle und die Animationen im Neidhart-Festsaal kommen von uns.
Wie viele Medienstationen wird es denn im neuen Museum geben?
Über 100 - davon 20 Großprojektionsflächen, für die immer mehrere Projektoren zusammenarbeiten. Die Dichte an Medienstationen, an Interaktionen in der Ausstellung, ist wirklich außergewöhnlich.
Seit wann seid Ihr auf der Baustelle? Nachdem es zu jeder Station Kabel und Ausgänge geben muss, musste wohl alles im Rohbau angelegt werden.
Die Planung entstand parallel mit der Planung der neuen Dauerausstellung. Dieses Frühjahr wurde in einer intensiven Phase - mit dem Elektroplaner des Generalunternehmers, mit dem Generalplaner und den Ausstellungsarchitekt:innen, hier vor allem mit Robert Rüf - Station für Station im Detail geplant. Wo brauchen wir einen Stromauslass, wo einen Deckenauslass, Netzwerk und so weiter. Nichts darf übersehen werden.
So hat es mir auch der TGA-Projektleiter Gerald Egger erzählt. Seid Ihr auch verantwortlich, dass überall das Wlan funktioniert?
Nein, das ist Aufgabe der IT Abteilung - das betrifft uns nicht. Die Medientechnik in der Ausstellung hat ein eigenes Netzwerk, über welches die Medienstationen vernetzt sind und von einem zentralen Server überwacht werden. Weiters laufen die Stationen im Museumsbetrieb auch offline und somit autark, sollte das Netzwerk mal ausfallen.
Können wir die selber warten?
Die Wartung erfolgt im Rahmen einer Wartungsvereinbarung durch unser Unternehmen. Dank der exakten Vorarbeit der Kurator:innen erfolgt nur bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse ein Content update. Dieser ist aufgrund der Aktualität der Inhalte erst bei der ersten Revision in circa sechs Monaten nach der Eröffnung zu erwarten.
Außer bei den Stationen „Stadtfenster“, hier sollen doch von Zeit zu Zeit neue Filme eingespielt werden, die neue Ereignisse in der Stadt aufgreifen. Wie schalten sich die Medienstationen ein?
Morgens mit dem Strom. Sobald er eingeschalten ist, laufen auch alle Stationen. Und am Abend wieder aus.
Strom ist ja gerade Thema. Wie sieht denn der Verbrauch von den 100 Stationen aus?
Es gab dazu eine Vorberechnung, nach der dann auch das Stromnetz entsprechend ausgelegt wurde. Die lag bei etwa 15 kW/h. Durch die neuen Laser-LED-Projektionen sind wir da vergleichbar eher im niedrigeren Energiebedarf. Etwa 70 Watt bei einer normalen Medienstation, soviel verbrauchte früher eine Glühbirne. Nachdem die Ausstellungsräume grundsätzlich abgedunkelt sind, braucht es ja zum Glück auch keine Tageslichtprojektoren.
Kommen wir zum Inhalt der Stationen.
Wir betreuen die ganzen Vertiefungsstationen - Also wenn ich mich über ein Objekt oder in einen Themenbereich vertiefen möchte. Die Stationen beinhalten vor allem Text und Bild, zum Teil auch Video. Wie auf einer Website können verschiedene Rubriken ausgewählt werden. Dann gibt es auch Spezialvertiefungen wie beim Huber-Plan. Dieser wird auf die Wand gedruckt, und wir markieren hier mit einer Projektion verschiedene Highlights wie Stadtpalais, Kirchen oder aufgelöste Klöster.
Was gibt es noch für Spezialvertiefungen?
Zum Beispiel die Landschaftsprojektion zu Beginn der Ausstellung zum Thema Naturraum. Auf ein haptisches Modell wird unter anderem projiziert, wie die Flussverläufe früher waren.
Um die Stadt zu kühlen, wird ja gerade überlegt, die alten Wienflüsse wieder aus der Versenkung zu holen. Sind das 1D, 2D, 3D-Projektionen?
Auf das Wienmodell wird in 2D projiziert, hier will man die Höhenunterschiede deutlich machen. Eine 3D-Projektion kommt zum Stephansdom-Modell. Hier wird gerade in den Werkstätten jedes Teil des Innenraums mittels Photogrammmetrie erfasst, daraus entsteht ein 3D-Modell, in dem man sich frei bewegen kann und vertiefende Informationen abruft. 3D-Visualisierungen sind eines unserer Schwerpunkte.
In welcher Arbeitsphase seid Ihr gerade?
Jetzt beginnt die Ausschreibung der Medientechnik. Parallel arbeiten wir die Inhalte im Detail aus.
Und wann wird die Medientechnik eingebaut?
Mit dem Aufbau der Ausstellungsarchitektur. Der Einbau der Medientechnik wird sehr eng mit dem Vitrinenbauer abgestimmt – Ausschnitte müssen definiert werden und der Zeitplan muss exakt abgestimmt sein. Auf alle Fälle werden wir im kommenden Frühjahr oft vor Ort sein.
Wenn das neue Wien Museum eröffnet wird, ist es dann medientechnisch State of the Art?
Auf jeden Fall top in Europa. Der Gesamteindruck der Vielfalt sowie die außergewöhnlichen Großprojektionen werden bleibend sein.
Falls Du die Zeit findest, können wir ja eine eigene medientechnische Führung durch alle Stationen mit Dir anbieten.
Das wäre eine coole Idee. Würde mir Spaß machen.
Erwin Polasek, geboren am 1971 in Wien. Schon während der Ausbildung zum Bürokaufmann ging der Weg in die IT-Branche, zuerst in den Handel mit Hard- und Software, dann in die Entwicklung und ins Webdesign. Vom Internet-Provider New Media und anschließender Selbstständigkeit wechselte er 2007 zu 7reasons. Heute ist er einer der Gesellschafter. 7reasons ist ein Unternehmen im Bereich Informationstechnologie, Medien- und Filmproduktion. In den letzten Jahren erfolgte eine Spezialisierung auf digitale Lösungen im Ausstellungsbereich.
Für die neue Dauerausstellung entwickelt und betreut das Team von 7reasons mit Erwin Polasek als Projektleiter die über 100 Medienstationen der neuen Dauerausstellung.