Stefan Posch

Ingenieur Porr Bau GmbH

Vorgestellt 13 │ Dezember 2020

 

 

Warst Du mit der Schule im Wien Museum?

Wir waren im MAK (Museum für angewandte Kunst), im Technischen oder im Heeresgeschichtlichen Museum. Das Wien Museum kenne ich seit Herbst 2019, also erst seit dem Ausschreibungsverfahren.

 

Für den Umbau des Museums hatte sich die Bietergemeinschaft PORR, Ortner und Elin in Stellung gebracht – und gewonnen. Wieso dieser Dreierverbund?

Wir bieten alles aus einer Hand. Der Umbau ist technisch sehr komplex und mit dieser Bietergemeinschaft decken wir die gesamte Ausschreibung von Bau- über Haus- und Elektrotechnik ab.

 

Wer macht was?

PORR ist die Baufirma, Ortner ist der Haustechniker und Elin der Elektriker.

 

Was machen Haustechniker:innen, was Elektriker:innen nicht machen?

Vereinfacht gesagt, macht der Elektrotechniker alles, was mit Elektronik, Strom, Erdung oder Blitzschutz zu tun hat. Für die Haustechnik gibt es die Abkürzung „HKLS“. Also H für Heizung, K für Kälte, L für Lüftung und S für Sanitär.

 

Was ist die Aufgabe eines Generalunternehmers?

Der Generalunternehmer hat im Auftrag des Bauherrn die Zielsetzung, in der festgelegten Zeit, im Rahmen der vorgegebenen Kosten und zur vollsten Zufriedenheit der Kund:innen ein bezugsfertiges Gebäude zu errichten. Deswegen auch „General“: Bis auf ein paar kleinere Gewerke, welche durch das Wien Museum direkt vergeben werden, ist man für alles zuständig und garantiert die schlüsselfertige Übergabe.

 

Entsprechend intensiv war wohl die einjährige Ausschreibungsphase?

Das Projekt wurde nach öffentlicher Vergabe abgewickelt. Diese ist sehr detailliert und hat ein sehr straffes Reglement. Auf beiden Seiten. Von der ersten Abgabe bis zum finalen Pauschalangebot braucht es natürlich seine Zeit, bis am Ende des Tages die Ausschreibung erfolgreich abgewickelt wird.

 

War die vorgezogene Entkernung hilfreich für die Ausschreibung und hat sie alle Geheimnisse des Altbestands enthüllt?

Sie war auf alle Fälle wichtig für die Angebotslegung und auch als Zeitfaktor. Wie in unserem Fall muss sie unbedingt vor dem Baubeginn abgeschlossen sein. Trotzdem werden im Zuge der weiteren Abbruchtätigkeiten immer wieder in alten Plänen nicht dargestellte Details ersichtlich. Für eine Altbausanierung ist dies aber nicht ungewöhnlich.

 

Und, nachdem Du noch ganz ruhig hier sitzt, in einem Rahmen, dass Ihr damit umgehen könnt?

Ja, auf jeden Fall. Dank unseres kompetenten Teams gibt es immer eine passende Lösung. Zum Beispiel hat es Vormauerungen gegeben. Stützen waren auf den Plänen mit den Maßen 60x60 cm ausgewiesen. Jetzt hat man gesehen, dass einige Stützen im Obergeschoss von einem sieben cm dicken Ziegelmauerwerk umgeben sind. Für Statiker:innen spannend, da der tragende Teil nicht 60x60 cm, sondern 40x40 cm breit ist. Aber wie gesagt, es gibt für alle denkbaren Herausforderungen immer eine entsprechende Lösung.

 

Was ist konkret Deine Aufgabe als Gesamtprojektleiter des Generalunternehmers?

Ich führe das gesamte Bauleitungs-Team, all jene Gewerke, die dafür zuständig sind, das Haus schlüsselfertig zu machen.

 

Wie groß ist das Team?

Aktuell sind wir im Baustellenbüro zu zehnt, dann kommen noch die Haustechniker:innen dazu. Auch hier gibt es wieder Teilprojektleiter:innen. Der Kegel wird nach unten immer breiter. Insgesamt sind wohl 50 Firmen am Umbau beteiligt, plus Zuliefer:innen.

 

Und wie viele Menschen arbeiten auf der Baustelle?

Aufgrund der geltenden Corona-Maßnahmen sind aktuell immer maximal 40 Leute auf der Baustelle. In Spitzenzeiten werden es bis zu 250 sein.

 

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse braucht man für Deine Position?

Die größte Aufgabe ist die Führung des Teams und eine strukturierte Organisation, aber auch das technische Wissen. Beim Wien Museum besonders wichtig, weil das Projekt technisch sehr komplex ist. Sonst kann man es nicht bauen. Ich handhabe es so, dass ich helfe, die Dinge zu Beginn auf Schiene zu bringen, und dann geht es fließend auf meine Kolleginnen und Kollegen über. Als Beispiel der Bauzeitplan, wo wir im Team festlegen: Wo beginnen wir, was folgt dann von oben nach unten oder unten nach oben oder links nach rechts oder innen nach außen. Das Erfolgsgeheimnis sind also ein kompetentes Team sowie gute Planung und Vorausschau, um kontinuierlich und effektiv zu arbeiten.

 

Eine große Verantwortung. Kannst Du ruhig schlafen?

Es ist ja keine One-Man-Show, es ist alles Teamarbeit. Das wird auch bei der PORR und bei uns im Team so gelebt. Ich bin der Kopf eines sehr fleißigen, eingespielten Teams. Von mir wird die Linie vorgegeben, aber die tatsächliche Umsetzung erfolgt dann durch meine Kolleginnen und Kollegen.

 

Du hast von der technischen Komplexität des Umbaus gesprochen. Was sind hier die Herausforderungen?

Anspruchsvoll ist vor allem die Komplexität mit einem Altbestand unten, der optisch und technisch aufs Höchste aufgewertet wird, und dem Neubau, der technisch bisher zu den herausforderndsten Projekten meiner Karriere gehört.

 

Was passiert gerade im Dezember auf der Baustelle?

Mit Jahresende werden wir mit den Tiefgründungsarbeiten fertig, also mit den Grundfundamenten im Erdreich. Im Jänner beginnen wir mit den Bodenplatten und dem Aufbau nach oben - dem sogenannten Hochbau.

 

Wann werde ich von außen etwas vom Neubau sehen?

Das neue Obergeschoss wird voraussichtlich im Juli 2021 zu sehen sein.

 

Und wann wird der Rohbau dann gesamt fertig sein?

Mit dem Jahreswechsel 2021/22.

 

Und die Restaurierung des Altbestands findet parallel statt?

Ja, genau. Wir beginnen noch im Dezember 2020 vom Keller hinauf die neuen Bauteile in den Bestand zu bauen. Es werden neue Bodenplatten gemacht, Wände und Unterzüge eingebaut.

 

Und wann wird das Richtfest sein?

Das müssen wir uns noch ausmachen. Weil wir hier ja eine Besonderheit haben: Normalerweise feiert man das Richtfest, wenn der höchste Punkt eines Gebäudes mit dem Dachstuhl erreicht ist. Das könnte mit der Fertigstellung des Stahlbaus am höchsten Punkt sein – dann wäre es Herbst 2021. Wenn man aber sagt, das Richtfest ist erst, wenn der gesamte Stahlbeton der obersten Decke fertig ist, dann wäre das mit Jahreswechsel 2021/22.

 

Gibt es andere Meilensteine auf der Baustelle zu feiern?

Baustellenintern, wenn die Bodenplatten fertig sind. Dann richtet man für die Arbeiterinnen und Arbeiter etwas aus, je nach Jahreszeit. Im Sommer eine Grillerei, im Winter Punsch mit Würstel. Wichtig ist, man muss auf seine Leute auf der Baustelle schauen.

 

Wie viele Frauen gibt es denn?

Im Moment haben wir zwei Frauen bei uns auf der Baustelle. Eine Kollegin hier im Baubüro und die Bauleiterin vom Abbruch.

 

Und wie viele Nationalitäten?

Da sind sehr viele bei uns vertreten!

 

Ist die Funktionalität des Gebäudes, also 

dass es ein Museum wird, auch eine Herausforderung für Euch?

Ob die Tür in einem Museum oder einem Theater oder in einer Schule aufgeht, ist vor allem für die Haus- oder Gebäudetechnik wesentlich. 

 

Seid ihr also auch für die Türen verantwortlich?

Ja, für jede Tür, Wand, für alle Bodenbeläge, Waschbecken. Es ist so, als wenn jemand eine Wohnung kauft und es ist alles eingebaut, außer den Möbeln.

 

Nochmal zurück zum Museum. Wir sind ja vielleicht mehr an Öffentlichkeitsarbeit interessiert als andere Kund:innen von euch. Mit Baustellenführungen, Fotoshootings etc. Wie kommt Ihr damit klar?

Das ist in Ordnung. Es gehört geregelt, wie alles andere auch. Wir geben vor, das geht, das geht nicht. Und jetzt läuft’s. Mittlerweile kennen wir uns ja auch.
 

 

 

Stefan Posch, geboren 1983 in Raasdorf, Niederösterreich. Nach dem Besuch der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in St. Marx mit der Fachrichtung Hochbau arbeitete er bei der ROBL Ingenieurconsulting ZT GmbH. Seit 2006 ist er bei der PORR Bau GmbH und hat in der Bauleitung bzw. Abschnittbauleitung für verschiedenste Wohnbauten, Büroflächen und Industriegebäude in Wien gearbeitet. Seit 2017 ist er Teamleiter und Projektleiter mit Führungsverantwortung. Seither hat er u.a. die Projektleitung für die Standorterweiterung des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim in Wien verantwortet. Seit 2020 ist er als Gesamtprojektleiter auf Seiten der Bietergemeinschaft PORR Bau GmbH, Elin GmbH und Ortner GmbH für den Umbau des Wiens Museums verantwortlich.

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