Thomas Fellner

bau-control CT GmbH

Vorgestellt 02 │ Juli 2020


 

Was macht die bau-control ZT GmbH?

Unser Hauptsitz ist hier in der Canovagasse, zufällig genau gegenüber dem Wien Museum. Über Wien und weiteren fünf Niederlassungen in den Bundesländern betreuen wir öffentliche Großprojekte im Bau- und Projektmanagement, in der begleitenden Kontrolle und weiteren interdisziplinären Dienstleistungen. Zum Beispiel den Med-Campus in Linz. Oder das Krankenhaus in Neunkirchen in Niederösterreich. In Wien haben wir unter anderem das Künstlerhaus und das Krankenhaus Nord begleiten dürfen.


Was heißt Baumanagement?
Jedes Bauprojekt hat ein Management, das sogenannte Projektmanagement. Das ist eine Kombination aus Projektleitung und Projektsteuerung. Die Frage ist nur, wer nimmt die Rolle ein? Es gibt auch Bauherren, die sich das selber zumuten. Oder man nimmt Firmen wie unsere dazu. Das Bau- oder Projektmanagement ist direkt am Bauherrn angesiedelt, ist die zentrale Steuerungseinheit für alle Projektphasen, insbesondere für Planer, für die ausführenden Firmen, für Konsulenten und eben den Bauherrn.


Was ist Deine Aufgabe für Wien Museum Neu konkret?
Die Projektleitung. Die Projektleitung hat eine Person inne, er oder sie vertritt das Projekt, führt es an. Was ich tue, ist im Grunde eine Summe von Individualist:innen zusammenzuhalten. Vergleichbar mit dem Kapitän im Mannschaftssport: Jeder muss mit seiner Stärke strategisch so eingesetzt werden, dass diese in das Projekt fließt. Aber wir haben keine Gegner! Das Management ist ein Handwerk wie jedes andere auch. Du musst die Technik, die Wirtschaft, das Juristische und Rechtliche verstehen. Und das Wissen mit sehr hohen sozialen Fähigkeiten kombinieren. Sagen wir, eine Führungshaltung haben. Die aber nicht darin bestehen kann, nur engstirnig auf die Kosten und einseitige Verträge zu schauen und stur einem Ziel hinterherzulaufen. Sondern alle Facetten eines Projekts mit seinen Beteiligten zu sehen.


Alle Facetten des Baus?
Ein Museum ist nicht nur ein Bauwerk. Das ist ja viel mehr. Matti Bunzl hat mal gesagt: Jedes Projekt braucht eine Seele. Die Seele kommt von allen Menschen, die sich mit ihrem Betrieb identifizieren und ihm zuarbeiten. Und wenn du das schaffst, diese Seele jetzt schon in die Planung zu bekommen, in die bauliche Umsetzung…. Ich hatte noch nie so viel Seele in einem Projekt wie hier im Wien Museum. 

  
Und die Projektsteuerung?
Die arbeitet auf operativer Ebene. Mit mehreren Mitarbeiter:innen, fürs Terminmanagement, fürs Kostenmanagement, für Vergabeverfahren, etc. Die Projektsteuerung wird bei uns von Daniela Temmel mit Riesenengagement und großer bauwirtschaftlicher Kompetenz geleitet.


Wo stehen wir gerade im Bauprojekt?
Ein Bauprojekt teilt sich in fünf Hauptprojektphasen. Erste: Vorbereitung, zweite: Planung, dritte: Ausführungsvorbereitung. Und hier stehen wir gerade am Ende. Wir haben nun nach einem Jahr Ausschreibeverfahren den Bestbietenden gefunden, der so ein Museum baulich umsetzen kann. Die Porr Bau GmbH als Bietergemeinschaft mit Ortner GmbH und Elin GmbH. Du musst Dir das so vorstellen: Wir haben all unsere Erkenntnisse aus den ersten zwei Phasen verschriftlicht, und die Generalunternehmer:innen müssen auf Grundlage dieser Texte ein wettbewerbsfähiges Angebot abgeben. Das in das Budget hineinpasst. Und auch das ist Management: Dass man sich in sein Gegenüber hineinversetzen kann, um alles so zu formulieren, dass dieses das Projekt wirklich versteht und dazu reale Preise erstellen kann. Trotz aller Unsicherheiten, die immer vorhanden sind. Das Wichtigste dabei ist: Zusammensetzen und miteinander reden. Und das haben wir hier sehr oft gemacht, weit mehr als sonst üblich! Auch einfach, um sie auf DAS Kulturprojekt der Stadt einzuschwören, um sie gierig zu machen.


Und welche Bauphase kommt jetzt auf uns zu?
Die Ausführungsphase. Da geht’s nicht nur um Kosten, Termine, Qualitäten, um das Einhalten dieser Projektziele, sondern um die Organisation, Koordination, Logistik aller Bauarbeiter, um die Ingenieurskunst. Im Endeffekt ist das alles selbstverständlich. Aber damit es funktioniert, müssen sich alle egoistischen Interessen – damit meine ich, jede beteiligte Firma will oder muss ja auch Gewinne machen – dem gemeinsamen Projekt unterordnen. Das ist eine Kunst. Aber hier haben wir mit Matti und Christina genau die Personen, die das können. Sowohl in der Menschlichkeit als auch in der Professionalität.


Im Vergleich zu Deinen anderen Bauprojekten, in welchem Volumen bewegt sich der Umbau des Wien Museums?
Das Volumen kann natürlich über das Budget, über einen Geldbetrag definiert werden. Aber das wirkliche Volumen ist die Komplexität. Die Komplexität in Form der Vielfalt von Inhalten, Beteiligten, technischen und logistischen Herausforderungen. Neben der Besonderheit des Denkmalschutzes und zum Beispiel der Archäologie ist die Komplexität hier alleine schon sehr groß, weil es um zwei Planungssphären geht: Um die Planung des Gebäudes und um die Planung des Museums, also der Dauerausstellung. Und den nutzerseitigen Zugang, „das“ Wien Museum auch als Begegnungszone mit großer sozialer Vielfalt weit über Ausstellungsflächen hinaus zu gestalten, diese Herangehensweise und Seele eines Projektes findest du ganz selten.


Was sind die Herausforderungen?
Damit der Neubau, die beiden neuen Obergeschosse, tragfähig ist, müssen wir im ehemaligen Wienflussbecken mit dem neuen Fundament extrem tief nach unten gehen. Das ist nicht nur für die Archäolog:innen spannend. Im Endeffekt ist das ein sehr schwieriger Ingenieurbau. Vergleichbar mit dem konstruktiven Stahlbau der Wolkenkratzer in Amerika. So einen komplexen Ingenieurbau, insbesondere für ein Museum an einem international so renommierten Platz neben der Karlskirche, hat man in Wien noch nicht gehabt. Wir schaffen hier einen Prototyp. Aus meiner Sicht ist es auch eine große bauwirtschaftliche Herausforderung. Dass du so einen Prototyp innerhalb des genehmigten Budgets umsetzen kannst. Und dann gibt es noch die Risiken und Herausforderungen des Bestandsgebäudes, das saniert wird. Das hat natürlich seine versteckten Raffinessen. Die haben wir versucht, mit der Entkernung vor Baubeginn sichtbar zu machen. 


Damit hier ein Museum entstehen kann, muss was besonders beachtet werden?
Das Schlimmste für ein Museum ist das Wasser. Wenn es in ein Geschäftsgebäude reinregnet, ist das dumm, im Museum ist es dramatisch. Dann gibt es die Komponenten Sicherheit, Brandschutz, die Qualität der Bausubstanz. Für einen permanenten öffentlichen Betrieb, für ein Prestigeprojekt der Stadt, hat alles einen besonders hohen Anspruch.


Drei Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Ist das lange?
Das ist für diese Projektaufgabe sportlich. In den ersten eineinhalb Jahren wird man auch nicht viel von außen sehen. Hier wächst nichts nach oben. Wir arbeiten erstmal nur in die Tiefe. Dann schaffen wir im Bestandsgebäude die Voraussetzungen, dass von innen heraus der Neubau gebaut werden kann.


Was findest Du persönlich besonders spannend an der Idee von Wien Museum Neu?
Das Zusammenspiel aller Beteiligten. Jeder identifiziert sich mit dem Projekt, mit seiner Aufgabe. Das muss man auch zulassen, das tun nicht viele Bauherren. Wie ich sagte: Hier entsteht nicht nur ein Gebäude, hier entsteht ein Museum. Mit vielen Inhalten. Und die werden durch viele Personen getragen. Mit Ecken und Kanten, aber immer positiv, auch in ihrer Streitkultur. So hab‘ ich das noch nie gehabt.

 


Thomas Fellner, geboren 1971 in Wien, ist Gesellschafter und Prokurist der Firma bau-control ZT GmbH. Aus der Motivation heraus, Häuser bauen zu wollen, studierte er Betriebswirtschaft und Bauingenieurwesen, absolvierte aber auch den klassischen Werdegang zum Baumeister. Seit 1992 arbeitete er größtenteils selbständig. Seit 2012 ist er Gesellschafter der bau-control ZT GmbH und weiterer Unternehmungen mit Tätigkeitsschwerpunkten Projektsteuerung und Projektleitung von Großprojekten im In- und Ausland, Projektentwicklung und Bauherrnberatung. Er ist Vortragender an Fachhochschulen und Universitäten und Autor der dreibändigen Schulbuchserie „Baubetrieb und Baumanagement“. Für Wien Museum Neu verantwortet er seit Jahresende 2018 die Projektleitung und Projektsteuerung.

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