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    Wiener Linien

    Kunst und Stadtbeobachtung seit 1960

    29. April – 20. Juni 2004

    Wiener Linien

    Kunst und Stadtbeobachtung seit 1960

    29. April – 20. Juni 2004
  • Im Film "Wien 17, Schumanngasse“ hält der Experimentalfilmer Hans Scheugl 1967 eine Autofahrt durch die gleichnamige Gasse fest, die 165 Sekunden dauert, so lange wie die Umlaufzeit der Filmrolle. Valie Export fotografiert stündlich eine Gasse mit parkenden Autos – und nennt das Bildprotokoll "Zeitgedicht“. Der Schriftsteller Bodo Hell sucht die Stadt nach "sprechenden“ Geschäftsaufschriften ab und montiert sie zur "Stadtschrift“. Max Peintner zeichnet, wie in einer physikalischen Laborsituation, immer wieder den Stephansturm und spricht von einer "Untersuchung zum oberen Rand des Gesichtsfeldes“.

     

    Der Künstler Hans Schabus befährt mit einem selbstgebauten Segelboot den Wiener Hauptkanal. Die Amerikanerin Danica Phelps erkundet in Fußmärschen, wie schnell man von der Stadtmitte ins Grüne kommt. Jochen Traar will mit Mitteln der Kunst "logistische und soziale Vernetzungen“ untersuchen und listet alle Wiener Autowunschkennzeichen auf. Die Gruppe Mahony spürt einem Ingenieur nach, der möglicherweise einer mysteriösen Linie U 5 auf die Spur gekommen ist. Einige Beispiele aus vier Jahrzehnten.

    Gemeinsam ist den gezeigten Arbeiten eine systematische und konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem Bedeutungssystem Stadt. Zu sehen sind vor allem sequentielle Arbeiten, etwa Weg- und Zeitprotokolle, typologische Untersuchungen oder stadthistorische Fallstudien. Alle Medien kommen zum Einsatz, ob Film, Zeichnung/Malerei, Foto, Text, Video oder quasi-wissenschaftliche Präsentationsformen.

     

    Wien ist Modellbeispiel der Erkundungen und man erlebt die Stadt aus unzähligen Perspektiven. Es geht in der Schau "Wiener Linien“ aber über Wien hinaus um eine Anthologie künstlerischer Methoden und Fragestellungen im explorativen Umgang mit urbaner "Wirklichkeit“ und Veränderungsdynamik des Städtischen während der vergangenen vierzig Jahre. Der Bogen reicht von den strukturellen Filmen und Fotocollagen der sechziger und siebziger Jahre über essayistische Foto-Expeditionen an die als "amerikanisch“ empfundene Peripherie der Stadt und Stadtreisen aller Art, Demo-Märsche inklusive, bis zu spielerischen Experimenten und Aktionen im Stadtraum. Faktisches mischt sich mit Fiktivem, Makroperspektive mit mikroskopischer Aufmerksamkeit für alltägliche Details. Manche Arbeiten sind poetisch oder ironisch, andere kühl-analytisch oder polemisch.

     

    Neben Schlüsselwerken der Wiener Kunst- und Mediengeschichte aus den letzten Dezennien sind auch viele selten oder niemals öffentlich gezeigte Arbeiten im Wien Museum zu sehen. Dazu kommen etliche Wien-Auseinandersetzungen von internationalen KünstlerInnen.

    Kurator:innen:
    Wolfgang Kos
    Brigitte Huck
    Lisa Wögenstein

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